Von: „Unerhoerte Musik“
Betreff: Newsletter der Unerhörten Musik – 13. und 20. November 2012
Datum: 10. November 2012 02:41:55 MEZ
„Kunst ist vom Geist beherrschte Magie. Kunst als erfahrene Möglichkeit von Freiheit. Plötzlich spüren Sie beim Hören etwas fast naturhaft – wie ein Blitz: Und Sie hören als ein Veränderter, sind auf ganz neue Weise dabei.“ (Helmut Lachenmann)
Die Kombination E-Gitarre und Percussion – eigentlich Basis jeder Rock-Formation – fordert zeitgenössische Komponisten heraus, die klassischen kammermusikalischen Beschränkungen zu durchbrechen. Das Duo Wolke|Brülls hat zahlreiche Komponisten angeregt, dies zu tun und stellt nun unter dem Titel Some Space am Dienstag, 13. November Werke von Rodrigo Lopez Klingenfuß UA, Johannes Sandberger UA, Yasuko Yui, Matthias Kaul UA und Peter Köszeghy vor.
Am darauf folgenden Dienstag, 20. November spielt eine der weltweit erfogreichen Neue-Musik-Formationen, das Ensemble Meitar aus Tel Aviv. Stimmen heißt das aktuelle Programm – mit der erfolgreichen Mezzosopranistin Ayelet Amots als „Leadsängerin“ – und der Titel ist Programm: Auseinandernehmen und Zusammensetzen von Texten, Worten, Klängen; das gebrochene Wort als rauhes klingendes Material; arabisch und hebräisch. Zur Aufführung kommen zwei Werke von Walter Zimmermann sowie Stücke von Amit Gilutz, Amos Elkana und Philippe Leroux.
Dienstag, 13. November 2012 20:30 Uhr
Stephan Wolke, Gitarre/E-Gitarre
Jens Brülls, Percussion
Some Space
Rodrigo Lopez Klingenfuß
Laut-Los (2012) UA
Rodrigo López Klingenfuss, Dirigent und Komponist, wurde 1975 in Buenos Aires, Argentinien geboren. Abschluss an der Universität der Künste und Wissenschaften der Katholischen Fakultät (UCA) in Buenos Aires. Studienfächer: Dirigieren und Chorleitung. 2000-2003 war er Künstlerischer Leiter des Kammerorchesters C. Wenig in Buenos Aires. 2004 arbeitete er mit dem argentinischen Choreographen Edgardo Mercado zusammen und schuf die Musik zum Ballet „Tierra de Mandelbrot“. Zahlreiche Preise und Aufführungen in Europa und Lateinamerika. Wohnt seit 2005 in Köln. Abschluss in Komposition an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Tätig als Chorleiter, Dirigent und Komponist. Die Leidenschaft zur Sprachenwissenschaft, insbesondere zur Semiotik, prägt seine Kompositionen. Verschiedene Ebenen der Darstellung, historische Elemente und neueste Erfindungen verbinden sich in seinen Arbeiten zu einer Polyphonie von Tönen, Bildern und Gesten. Künstlerischer Leiter, Dirigent und Komponist von gRoBA, das Künstlerkollektiv in dessen Zentrum ein Orchester steht. Auftritte in renommierten Festivals wie Sounding D, oder Acht Brücken. Seine Stücke wurden in Argentinien, Brasilien, Mexiko, USA, Finnland, Schweden, Frankreich, Italien sowie in Deutschland aufgeführt. Seit 2011 aktives Mitglied des Z.A.M., „Zentrum für aktuelle Musik“ und Dozent an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Stipendiat des Atelierprogramms des Kölnischen Kunstvereins und der Imhoff Stiftung.
Johannes Sandberger
Tretorigal (2012)
für Gitarre/E-Gitarre und Schlagzeug UA
Beim Komponieren von Tretorigal für Gitarre/E-Gitarre und Schlagzeug interessierte mich besonders das Aufeinandertreffen verschiedener Klangfarben in Gestalt von Klangverbindungen aber auch in Form nebeneinander liegender Klänge. Ebenso interessierte es mich, die zum Teil wiederkehrenden Abschnitte in eine ausbalancierte Form zu bringen, welche nicht auf tradierte Formschemata zurückgreift. Im musikalischen Gehalt gibt es auch motivische Selbstzitate aus meinen Ensemblestück „Jago“ (2008) und der „Musikperformance für Bassposaune und Orchesterklasse“ (2010). Der zunächst bedeutungsfreie Titel „Tretorigal“ setzt auf phonetischer Ebene Assoziationen frei. (Johannes Sandberger, Herbst 2012)
Yasuko Yui
Eine Farbe der Sicht (2008/2009)
für E-Gitarre und Schlagzeug
Die meisten Fotografen bilden existierende Menschen, Dinge und Phänomene ab. Als Ausgangsmaterial habe ich kleine Beispiele verwendet, die gemeinsam mit den beiden
Instrumentalisten in den ersten Proben erarbeitet wurden. So ist dies Stück aus, einer echten Zusammenarbeit mit Stephan und Jens entstanden. Für die Form ließ ich mich durch die Stadtklänge, die in Düsseldorf und früher in Osaka und Tokyo zu hören waren, und die ihnen innewohnende musikalische Poetik inspirieren.
Matthias Kaul
Some Space (2012 )
für E-Gitarre und Schlagzeug UA
Räume , Klangräume, Platz , Platzsuche,Nähe , Weite , wo finde ich Platz , wo erzwinge ich Platz… es gibt den für mich auf Englisch am Schönsten formulierten Ausdruck to be in the same romm with…. Die beiden Musiker scheinen in „Soma Space“ so im gleichen Raum das Stück zu beenden.
Pèter Köszeghy
Schock/Koma (2008)
for E-Guitar and Percussion
Schock/Koma ist ein Paralellstück zum Zyklus AMOK (SCHOCK) – mit der Umkehrung des Wortes AMOK in KOMA ist aber auf keinen Fall eine strukturelle Umkehrung gemeint. Es ist eher der Kontrast zwischen den Phänomenen AMOK und KOMA, der durch die Musik ausgedeutet wird. Für das Musikalische lag mir im Zentrum, die traditionellen Musikbezeichnungen wie Melodie, Rhythmus o.Ä. soweit wie möglich fernzuhalten. Das Stück soll ein Klangerlebnis sein – diese Bezeichnung verfolgt mich ja seit Jahren. Das Stück ist in diesem Sinne keine Musik: es soll wachrütteln, Lust erwecken zu lachen – es soll erreichen, die Verkrampftheit eines normalen Konzertes zu sprengen: dafür sind ja auch aussermusikalische Dinge wie das Trampeln in einer glasgefüllten Wanne oder ein Kondomsolo sowie Wassergeräusche oder ungewöhnte Techniken, die auf der E-Gitarre zu realisieren sind, genau wie penetrante Verzerrung im Klang der Gitarre und Ambosshämmern im Stück vorhanden. Das Stück ist Stephan Wolke und Jens Brülls gewidmet. (Pèter Köszeghy, Mai 2008)
BKA-Theater
Mehringdamm 34
10961 Berlin
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