[ 13. Juni 2018 ]

DEGEM News – BERLIN – Einladung zu zwei Disputationen am kommenden Donnerstag

Von: Steffens, Jochen via ak discourse
Datum: Mon, 11 Jun 2018
Betreff: [ak-discourse] Einladung zu zwei Disputationen am kommenden Donnerstag

Liebe Kollegen und Studierende, liebe Interessenten an Veranstaltungen am Fachgebiet Audiokommunikation,

ich möchte Sie sehr herzlich zu zwei spannenden Disputationen am kommenden Donnerstag (14.6.) einladen. Zunächst wird Philipp Stade morgens um 11.00Uhr seine Doktorarbeit zum Thema „Perzeptiv motivierte, parametrische Synthese binauraler Raumimpulsantworten“ präsentieren. Diese Veranstaltung findet im Raum MAR 0.015 im TU-Gebäude in der Marchstraße 23 statt.

Am Nachmittag um 16.30Uhr wird dann Fabian Greb seine Dissertation zum Thema “Determinants of Music-Selection Behavior: Development of a Model“ vorstellen. Diese Disputation findet dann im Raum H 3001 im Hauptgebäude der TU statt.

Kurzzusammenfassungen beider Arbeiten finden Sie, wie gewohnt, am Ende dieser E-Mail.

Wir freuen uns sehr auf Ihr Kommen.

Herzliche Grüße

Jochen Steffens

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Dr. Jochen Steffens
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Fachgebiet Audiokommunikation (Sekr. EN-8)

Technische Universität Berlin
Einsteinufer 17c
10587 Berlin

Perzeptiv motivierte, parametrische Synthese binauraler Raumimpulsantworten (Philipp Stade, 14.6.18, 11.00Uhr, Raum MAR 0.015)

Diese Dissertation beschäftigt sich mit der Entwicklung und Untersuchung von Methoden zur Synthese binauraler Signale für eine dynamische Hörbarmachung von akustischen Gegebenheiten über Kopfhörer. Es werden verschiedene Modelle gebildet, die diffuse und gerichtete Schallfeldkomponenten separat analysieren und mittels Parametern charakterisieren. Anschließend werden diese raumabhängigen Merkmale zur Generierung synthetischer binauraler Raumimpulsantworten (SBRIRs) verwendet. Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht die auditive Wahrnehmung des Menschen. Es wird angestrebt, Schallfeldkomponenten die für die Perzeption irrelevant sind, nicht zu betrachten und so eine wirksame Reduktion der Informationen zu ermöglichen, mit möglichst geringen hörbaren Einflüssen. Die generierten SBRIRs können in dynamischer Binauralsynthese durch Faltung mit nachhallfreien Audiosignalen zur Hörbarmachung des Raumes eingesetzt werden und erlauben bei Änderung der Kopfausrichtung des Rezipienten, eine ortsfeste Wiedergabe der virtuellen Schallquellen. Durch die Gegenüberstellung der SBRIRs mit einer binauralen Referenz auf Basis von Kunstkopf- Messungen in einer ABC/HR Testumgebung werden die Modelle perzeptiv evaluiert. Ergebnisse dieser Untersuchungen fließen stets in nachfolgende Modelle ein, sodass ein wachsender Prozess abhängig der auditiven Wahrnehmung entsteht. Zur Charakterisierung der akustischen Situation werden verschiedene Ansätze kombiniert: Gerichtete Schallfeldkomponenten können mit Methoden der Wellenfeldanalyse auf Basis von Messungen mit sphärischen Mikrofonarrays räumlich und zeitlich detektiert werden. Außenohrübertragungsfunktionen werden anschließend entsprechend der detektierten richtungsabhängigen Komponenten räumlich ausgewählt, verzögert und energetisch sowie spektral angepasst, sodass synthetische Reflexionen erzeugt werden. Die diffusen Komponenten können durch frequenzabhängige Energieabklingkurven und die interaurale Kohärenz repräsentiert werden. Diese Parameter werden verwendet, um weißes Rauschen gemäß der binauralen Referenz zu adaptieren und so synthetisch ein binaurales diffuses Signal zu generieren.Die Arbeit zeigt, das eine starke Reduktion des Detailgrades der messtechnisch erfassten Situation erfolgen kann. Die Vereinfachung des Schallfeldes im Raum auf einige wenige Parameter erlaubt weiterhin die adäquate Hörbarmachung der akustischen Situation durch die erzeugten SBRIRs. Dabei kann eine geringere Relevanz der diskreten Reflexionen im Gegensatz zum diffusen Nachhall beobachtet werden. Dieser sollte mit hoher Frequenzauflösung und entsprechend des Verlaufs der binauralen Kohärenz diffuser Schallfelder adaptiert werden. Die Modelle können in Systemen der virtuellen oder erweiterten Realität Anwendung finden und schaffen Möglichkeiten zur flexiblen Adaption des Raumeindrucks bei effektiver Reduktion der Informationen.

Determinants of Music-Selection Behavior: Development of a Model (Fabian Greb, 14.6.18, 16.30Uhr, Raum H 3001)

Für viele Menschen ist Musikhören heutzutage ein integraler Bestandteil ihres Alltags. Die Digitalisierung und technische Entwicklungen, wie Smartphones und Musik-Streaming-Dienste, bieten den Menschen fast uneingeschränkte Freiheit in jeder Situation, jede Art von Musik zu hören. Im Gegensatz zur weitverbreiteten Nutzung dieser Technologien ist wenig über die Prozesse bekannt, welche der Musikauswahl im Alltag zugrunde liegen. Darüber hinaus konzentrierte sich die bisherige Forschung zum Musikhören entweder auf individuelle Unterschiede oder auf situative Einflüsse. Die vorliegende Dissertation beschäftigte sich daher systematisch mit der Frage, wie personenbezogene und situative Faktoren die Musikauswahl im Alltag beeinflussen und zielte darauf ab, die wichtigsten Faktoren beider Bereiche zu identifizieren. Außerdem wurde der Einfluss der Funktionen des Musikhörens auf die Musikauswahl untersucht. Diese Fragen und Ziele wurden mithilfe einer Online-Studie und einer Experience Sampling Studie mit Smartphones untersucht. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass das Musikauswahlverhalten im Alltag überwiegend von der Situation geprägt ist, in der eine Person Musik hört. Die Untersuchungen brachten detaillierte Pattern situativer Variablen hervor, welche die Musikauswahl beeinflussen. Insbesondere spielten die Funktionen des Musikhörens, die Stimmung und die Aufmerksamkeit eine wichtige Rolle bei der Auswahl von Musik im Alltag. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass die Funktionen des Musikhörens als Mediator zwischen der Person, der Situation und der Musikauswahl fungieren. Diese Ergebnisse legen nahe, dass der Schwerpunkt der Erforschung des Musikhörens von interindividuellen Unterschieden auf situationsbezogene Einflüsse, einschließlich möglicher Interaktionen zwischen Person und Situation, verlagert werden sollte. Darüber hinaus weisen die Ergebnisse auf notwendige methodische und konzeptionelle Innovationen im Bereich der Hörertypologieforschung hin. Letztlich bieten die Befunde mehrere Möglichkeiten zur Verbesserung von Musikempfehlungssystemen.