DEGEM CD 9 (2007), „Orpheus 400“
Kurator: Stefan Fricke
Vertrieb: CYBELE 960.209
Gesamtspielzeit: 76’17 min.
01: Hans W. Koch (* 1962): orfeus @ home 2007 [1:46]
02: Kazuya Ishigami ( (* 1972): For Kerberos 2007 [3:05]
03: Harald Muenz (* 1965): Still Life with Orphean Shepherd 2007 [6:00]
04: Jens Brand (* 1968): evros 2007 [3:24]
05: Haarmann (* 1970): Herbert Stencil als Orpheus verkleidet in der Unterwelt (für V): 2007 [5:51]
06: Thomas Kessler (* 1937): Countdown für Orpheus 1966 [6:40]
07: Wolfgang Liebhart (* 1958): Oh O..: 2007 [0:37]
08: Johannes Kreidler (* 1980): Kontinuum mit Melodie 2007 [3:09]
09: Frank Niehusmann (* 1960): Wer? (Monster: Mythen: Mutationen): 2007 [6:40]
10: Gerald Eckert (* 1960): Prisma – du fond d‘un naufage 2007 [2:10]
11: Johannes S. Sistermanns (* 1955): Orpheus sings the net 2007 [3:22]
12: Andreas Wagner (* 1962): Libethra 8.07 2007 [4:00]
13: Thomas Gerwin (* 1955): Orpheus 400 > e-scape No: 4 2007 [6:40]
14: Joachim Heintz (* 1961): Stimmen 2007 [2:50]
15: NooK: Dirk Specht (* 1968) / Gerriet K. Sharma (* 1974): Orphée 49/Edit 1
(Hommage à J.C.): 2007 [1:56]
16: Heinz-Josef Florian (* 1955): Eurydikes Schrei 2007 [3:19]
17: Clemens von Reusner (* 1957): Gedehnte Zeit 2007 [4:56]
18: Franz Martin Olbrisch (* 1952): Orphée 2007 [0:04]
19: Dugal McKinnon (* 1972): Strane e sconosciute vie 2007 [3:54]
20: André Bartetzki (* 1962): L‘eco d‘Orfeo 2007 [6:07]
[ Rezension: Zeitschrift „Dissonanz“ ]
Stefan Fricke: Orpheus 400
„2007: Wir feiern das Ereignis, den Helden, den Mythos, die Zahl. Es jährt sich zum 400sten Mal die Uraufführung der Oper L‘Orfeo, erster Höhepunkt des damals noch so jungen Musiktheaters.
1607 …: Das „musikalische Märchen“ von Claudio Monteverdi weist weit in die Zukunft, weil er „alle Möglichkeiten der Musik seiner Zeit für gleichberechtigt hält, gleichberechtigt behandelt und anwendet und frei miteinander verbindet, dass er also den Mut zur Vielfalt der musikalischen Erscheinungen für ein Werk hat, ja dass er diese Vielfalt zum eigentlichen Gestaltungsprinzip erhebt, das ist das Neue“ (Arnold Feil).
… weit vor unserer Zeit: Der antike Orpheus, Sänger und Lyra-Spieler, Urbild des mit seiner Musik die Umwelt verzückenden Künstlers (Tiere und Bäume lauschen ihm, Steine weinen), Meeres-Flüsterer, Sirenengesang-Übertöner, Schattenverzauberer, Liebender (Eurydike), Leidender, Scheiternder.
1953: Das (elektro)akustische Stück orphée 53 der musique concrète-Pioniere Pierre Schaeffer und Pierre Henry erlebt bei den Donaueschinger Musiktagen 1953 seine Uraufführung. Doch die erste „konkrete Oper“ (Schaeffer) mit Tonband und Live-Akteuren war alles andere als ein Erfolg, eher ein kleiner Skandal – wegen der Lautsprecherklänge.
2007: Die CD 9 der Deutschen Gesellschaft für elektroakustische Musik enthält zwanzig Kompositionen, überaus unterschiedliche Lesarten des Mythos, orphische Verdichtungen zwischen 4 und 400 Sekunden Spieldauer. Sie sind – bis auf eine Ausnahme – eigens hierfür entstanden und – allesamt – Erstveröffentlichungen.“
Werkkommentare der Komponisten
hans w. koch (* 1962):
orpheus @ home (2007) – 106 sec.
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„zwischen der fehlgeschlagenen rettung seiner gemahlin aus der unterwelt und einem ungemütlichen tod durch mänadisches zerrissenwerden vergisst man leicht, dass der mann auch ein privatleben hatte. „hatte er nicht einen koch dabei?“ aber natürlich, und diesem ist auch die vorliegende aufnahme zu verdanken: orfeus am reichlich verstimmten flügel vorauserinnert ein paar takte aus dem, was später franz liszts ihm gewidmete symphonische dichtung werden wird, während gattin euridike sich geräuschvoll der präparation des abendessens widmet.“ – „ich bin an unvorhersagbarkeit auf allen ebenen eines musikalischen werkes interessiert. neben der komposition von offenen formen für verschiedene besetzungen, meist unter einschluss von live-elektronik und interdisziplinärer aspekte entwickele ich auch mixed media installationen. oftmals führt die suche nach dem rechten missbrauch altäglicher gegenstände zu klaengen und musikalischen strukturen. dies bezieht sich auch auf die verwendung von computern als musikinstrumenten in einem ziemlich wörtlichen verständniss.“ (hwk)
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„between the failed rescue of his spouse from hades and his discomfortable death being torn apart by maenads, one easlily forgets, that this man had some private life too. here is a scene from his cosy home: orfeus at his detuned baby-grand, remembering forward some glimpses of what is later to become franz liszt‘s symphonic poem under his name, while euridike noisily perpares for their dinner.“ – „i am interested in impredictability on all levels of a musical work. besides the creation of open musical forms for various ensembles, mostly including live-electronic and interdisciplinary aspects, i develop installations in mixed media. often the search for hidden aspects of everyday-tools leeds to sounds and musical structures. this also extends to the use of computers as musical instruments in a rather physical manner.“ (hwk)
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http://www.hans-w-koch.net
Kazuya Ishigami (* 1972):
For Kerberos (2007) – 185 sec.
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„Orpheus said to Kerberos: ‘Do you want power chaos sounds?‘
Kerberos said: ‘No No Master… I don‘t want…‘
Orpheus said: ‘OK, I give you.‘“ (KI)
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Kazuya Ishigami, born in 1972, Osaka. Noise Musician / Composer / Programmer / Lecturer. He was graduated from Osaka University Of Arts in 1994 (B.A. Music Engineering). He composed and performed his pieces in INA-GRM in August 1997. He presides an independent label, NEUS-318, which is releasing many CDs of various artists. And also performed: Billy? (Noise Group), Daruin (Ambient Noise solo-unit), UnFriendly Science Orchestra (Experimental Ambient duo with Ian Masters) , Electric Tea Ceremony (Collaboration with Johannes S. Sistermanns). Several of his RadioPhonic works were broadcasted from DeutschlandRadio Kultur, Berlin.
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http://www.neus318.com
Harald Muenz (* 1965):
Still Life with Orphean Shepherd (2007) – 360 sec.
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„Auf- oder Abstieg in die Unterwelt, wer wollte das wissen, wenn sich der Boden unter den Füßen in illusionärer Bewegung befindet? Im Raum beginnt es zu schweben, Orph(e)isches entsteht virtuell aus Phasenglissandi. Dabei entgleitet der Mythos in die aseptische Idylle eines akustischen Stillebens. Bloß eine einsam im Wind leiernde (Äols?)Harfe haben die wildgewordenen Bassariden von dem thrakischen Barden übriggelassen, mittendrin sternbildgleich als ein blinzelndes Auge im seriellen Spiegel. (hm)
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http://www.haraldmuenz.de
Jens Brand (* 1968):
evros (2007) – 204 sec.
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„Der Evros ist der Grenzfluss zwischen Griechenland und sowohl Bulgarien als auch der Türkei. Seine Länge beträgt ca. 480 km. Er entspringt im Rila-Gebirge in Bulgarien, verläuft dann zunächst in östlicher Richtung, durchfließt die Oberthrakische Tiefebene und die Stadt Plowdiw sowie Edirne, bis sich sein unteres Drittel nach Süden richtet und bei Kesan (unweit der antiken Stadt Ainos) in die Ägäis mündet. Nach der griechischen Mythologie warfen die Mänaden den Kopf des Orpheus in den Evros, der dann, immer noch singend, zur Insel Lesbos getrieben sein soll.“ (wikipedia) – Wie das wohl ist, wenn einem der Kopf abgerissen wird und man einfach nicht aufhören kann zu singen?“ (JB)
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http://www.jensbrand.com
Haarmann (* 1970):
Herbert Stencil als Orpheus verkleidet in der Unterwelt (für V)
(2007) – 351 sec.
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„Der Titel des Stücks bezieht sich auf T. Pynchons Buch V. Stencil verfolgt auf seiner Suche nach V. immer abwegigere Hinweise und baut sie in sein Hirngespinst ein. Die verschiedenen Metamorphosen der V. werden in historischen Kapiteln nachgezeichnet, die jedoch nur Stencils private Fantasien darstellen. Herbert Stencil als Orpheus verkleidet in der Unterwelt (für V) könnte eine mögliche Episode des Buchs sein.“ (H)
Stimme, Komposition, Programmierung: Haarmann. Realisiert wurde das Stück 2007 mit Max/MSP im eigenen Studio.
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http://www.klangkunstlabor.de
Thomas Kessler (* 1937):
Countdown für Orpheus (1966) – 400 sec.
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„1966 hatte ich diese ‚Musique Concrête‘ für das Tanzensemble ‚Motion‘ in Berlin komponiert und in der Akademie der Künste uraufgeführt. Es war die zentrale Musik innerhalb eines abendfüllenden Tanztheaters, das dem Orpheus-Mythos gewidmet war. Da mir der Zutritt zu einem Rundfunkstudio oder zum damals schon existierenden elektronischen Studio an der Technischen Universität Berlin leider verwehrt war, richtete ich mir ein kleines Experimentierstudio mit drei halbprofessionellen Tonbandgeräten und einem Mikrofon ein; hatte jedoch noch kein Mischpult. Die Klangmischungen habe ich durch mehrfaches Kopieren der Tonbänder erreicht, indem jeweils zwei zweispurige Aufnahmen mono abgespielt und auf je einer Spur des dritten Gerätes wieder aufgenommen wurden.
Die Klangtransformationen erreichte ich ausschließlich durch manuelle Bandschnitte, Bandschlaufen, Geschwindigkeitstranspositionen und durch rückwärtiges Abspielen.(TK)
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Thomas Kessler, 1937 in Zürich geboren. Nach germanistischen und romanistischen Studien an den Universitäten in Zürich und Paris folgte ein Musikstudium in Berlin (u.a. bei Heinz Friedrich Hartig,
Boris Blacher und Ernst Pepping). Schon 1965 gründete er dort ein eigenes Studio für elektronische Musik und leitete in den folgenden Jahren das Berliner „Electronic Beat Studio“. Später wurde er musikalischer Leiter des „Centre Universitaire International de Formation et de Recherche Dramatiques“ in Nancy. Von 1973 bis 2000 wirkte er als Lehrer für Komposition und Theorie an der Musik-Akademie Basel, wo er das Studio für elektronische Musik leitete. Er gründete zusammen mit Gérard Zinsstag die „Tage für Neue Musik“ in Zürich und mit Wolfgang Heiniger das Festival für live-elektronische Musik „ECHT!ZEIT“ in Basel. Seit 2001 vermehrte Aufenthalte in Toronto als Composer in Residence der New Music Concerts.
Wolfgang Liebhart (* 1958):
Oh O… (2007) – 037 sec.
Johannes Kreidler (* 1980):
Kontinuum mit Melodie (2007) – 189 sec.
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„Mit L’Orfeo beginnt das Zeitalter der Monodie, des einstimmigen Gesangs mit basso continuo-Begleitung. In meinem Stück Kontinuum mit Melodie verwende ich Teile aus Monteverdis Oper als Träger einer Art erweiterten Klangfarbenmelodie – mit algorithmischen Veränderungen bis zur völligen Verzerrung. Dies ist eine digitale Fortführung von Pierre Schaeffers Bi-Lude, in dem Segmente aus einem Bach’schen Präludium elektronisch abgeändert werden. Die Algorithmen in meinem Stück sind hart aneinander geschnitten, als Gegensatz zur Identität des kontinuierlich ablaufenden Gesangs. So konkurrieren zwei Rhythmen miteinander, zwischen denen die Dauer von 400 Jahren liegt. Manchmal decken sich die beiden aber doch wieder, oder man meint es zumindest.“ (JK)
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„With L’Orfeo we enter the age of monodia, the solo voice with basso continuo accompaniment. In my piece Kontinuum mit Melodie (continuum with melody) I use parts of Monteverdi’s opera as media for a kind of timbre melody – with algorithmic distortions. This is a continuation of the idea Pierre Schaeffer uses in Bi-Lude, where segments of a prelude by Bach are changed electronically. The algorithms are cut very hard, in opposite to the identity of Monteverdi’s music. Thus, two rhythms compete against each other, lying the duration of 400 years between them. But sometimes both are
congruent, at least it seems as if.“ (JK)
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http://www.kreidler-net.de
Frank Niehusmann (* 1960):
Wer? (Monster. Mythen. Mutationen) (2007) – 400 sec.
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„Monster. Mythen. Mutationen:
Rainer Maria Rilkes Gedicht ‚Orpheus. Eurydike. Hermes‘ von 1904 beginnt mit der Zeile ‚Das war der Seelen wunderliches Bergwerk‘.
Bergwerk: Klangmaterial aus dem Bergbau 1000 Meter unter dem Ruhrgebiet. Hinabgestiegen und herausgeholt. Im antiken Mythos steigt der Sänger Orpheus in die Unterwelt, um seine verstorbene Gattin Eurydike wieder ins Leben zurückzuholen.
Vom Singen untertage: fragmentarisches aus der Bergbau-Hymne ‚Glückauf, der Steiger kommt‘.
Als Orpheus, vorausgehend, sich trotz des göttlichen Verbots auf dem Rückweg nach Eurydike umdreht, verliert er sie wieder. Sie, ein Zombie an der Hand des Götterboten Hermes, begreift nichts und fragt nur ‚Wer?‘“ (FN)
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Frank Niehusmann stammt aus Essen, also mitten aus dem Ruhrgebiet. An der Ruhr-Universität Bochum hat er ein Studium in Philosophie und Geschichte absolviert. 1983-1998 arbeitete er als Rundfunk- und Fernseh-Autor. Mit elektronischer Musik beschäftigt er sich seit 1978. Seitdem entstanden Werke für Radio-, Film-, Video-, TV-, CD- und Theaterproduktionen sowie zahlreiche internationale Konzerte, viele Preise.
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„Monster. Myths. Mutations:
Rainer Maria Rilke‘s poem ‚Orpheus. Eurydike. Hermes‘ from 1904 begins with the line ‘That was their souls strange mine‘.
Mine: sounds from the pits, 1000 meters under the cities at the river Ruhr. Been down there and brought the sounds to the daylight. In the antique myth the singer Orpheus goes down to the underworld to bring back to life his deceased wife Eurydike.
About singing in the underground: fragments from the hymn of the German pitmans ‘Glückauf, der Steiger kommt‘.
When Orpheus preceding on the way out of the underworld looks back to Eurydike despite the divine prohibition, he loses her again. She, a zombie at the hand of the God messenger Hermes understands nothing and asks only: who? (‘wer?‘)“ (FN)
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Frank Niehusmann was born in Essen, thus in the middle of the former industrial area at the river Ruhr. He studied philosophy and history at the Ruhr-University in Bochum/Germany. 1983-1998 he was author, presenter and producer of radio- and tv-broadcasts. In 1978 he started composing electronic music: works for tv and radio broadcasts, cinema, sound-installations, theatre, CD-productions and numerous international live-performances. 1992 he received the scholarship for composition at „Kuenstlerhaus Schloss Wiepersdorf“ in Brandenburg/Germany. 1997-2000 he was honoured with several German awards for music-video and music-theatre productions, several prizes.
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http://www.niehusmann.org
Gerald Eckert (* 1960):
Prisma – du fond d‘un naufage (2007) – 130 sec.
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„Prisma – du fond d’un naufrage wirft einen vom Jetzt ausgehenden Blick auf Monteverdis L’Orfeo und dissoziiert das Ganze in einzelne Aspekte. Aus einem Klangfragment aus L’Orfeo wird durch tiefgreifende Transformationen ein neues Klanggebilde geschaffen, das sich vollständig vom Ausgangspunkt gelöst hat, und so, als klangästhetisch eigenständig, seine eigenen Koordinaten setzt. Dabei wird der Klang, der sich in seiner gedunkelten Beschaffenheit von Beginn an in Auflösung befindet, mit transformierten Momenten zweier Werke – gedunkelte Brüche und Nen VII“ – überlagert, die als Rückkopplungen erscheinen, in gedanklich wie auch letztlich in klanglicher Hinsicht.“ (GE)
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Gerald Eckert, geboren 1960 in Nürnberg. Mathematikstudium in Erlangen, Violoncello und Dirigierstudium in Nürnberg. 1989-1995 Kompositionsstudium, bei Wilfried Jentzsch und Walter Zimmermann, bei Nicolaus A. Huber sowie elektronische Komposition bei Dirk Reith an der Folkwang-Hochschule Essen. Kompositionskurse bei James Dillon, Brian Ferneyhough und Jonathan Harvey. Zahlreiche Preise. Seit 1989 auch Arbeit an eigenen Bildern, Ausstellungen und Installationen. Mitinitiator des „ProvinzLärm“-Festivals Eckernförde 2007.
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„Prisma – du fond d’un naufrage takes a look from the present to the opera L‘Orfeo of Monteverdi and dissociates the whole into single fragments. Starting with profound transformations of a single sound fragment extracted from L’Orfeo, a new sound structure will be created. This sound structure is independent from that of the beginning and sets it’s own coordinates as, in an aesthetic sense, a self-standing timbre structure. This timbre structure in its darkened consistency, whose extinction is contained in the moment of its appearance, is interfered with transformed moments of two compositions – gedunkelte Brüche and Nen VII. This moments appear as feedbacks both in the sense of thoughts and as sound structure.“ (GE)
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Gerald Eckert, born 1960 in Nuremberg. Studies of Mathematics at the University of Erlangen, studies of violoncello and conducting at the conservatory of Nuremberg. 1989-1995 studies of composition, with Walter Zimmermann, with N. A. Huber as well as electronic composition with Dirk Reith at the Folkwang-Hochschule Essen. Composition courses with J. Dillon, B. Ferneyhough und J. Harvey. Various prizes. Since 1989 work on paintings. Exhibitions and installations. He is co-founder of the „ProvinzLärm“-festival Eckernfoerde 2007.
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http://www.geraldeckert.de
Johannes S. Sistermanns (* 1955):
Orpheus sings the net (2007) – 202 sec.
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„Ich sah während des Komponierens eine unidentifizierbare Körpergestalt weltweit durch das Netz brausen. Lange Fäden ziehend, vorbeischrammend und an ungelenken Momente, ungehobelten Stellen, scharfen Übergängen Kratzspuren und schrilles Ziepen hinterlassend. Und vor allem, in dampfenden Energien. All das habe ich als sein Singen gehört.“ (JSS)
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While composing I saw an unidentified body shape browsing the net world-wide. By pulling threads, unpreviewed moments, unseen places, sharp transitions, scratching marks and a harsh singing sharp. And above all, in steaming energies. All I heard that as its singing.“ (JSS)
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http://www.sistermanns.eu
Andreas Wagner (* 1962):
Libethra 8.07 (2007) – 240 sec.
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„Trotz vibrationsarmer Sägeketten, die sich durch hohe Schnitt- und Stechleistungen bei minimalen Schwingungen auszeichnen, konnte die Katastrophe nicht verhindert werden. Nach einer alten Weissagung sollte die Stadt Libethra von einem Schwein zerstört werden, falls ein Sonnenstrahl die sorgsam versteckten Gebeine des Orpheus treffen würde.“ (aw)
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http://www.wagnersax.de
Thomas Gerwin (* 1955):
e-scape No. 4 (2007) – 400 sec.
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„Mit drei Schlägen des Wächterstabes schlüpfen wir mit Orpheus in die Welt der Schatten. Wir begleiten ihn auf der Suche nach seiner Liebe durch die tiefschwarze Nacht, durch den irrlichternden Schein nachgebender Wände oder plötzlich klaffender Löcher in Wänden Fußboden und verfangen uns, wie er in der labyrinthischen Architektur aus multiplen Erinnerungen, die in drängen, bedrohen oder locken. Dieses Stück ist ein Re-Mix verschiedener Mitschnitte von Live-Performances mit Live-Elektronik, Lautsprecher-Orchester und Percussion, zu dem noch live im Studio gespielt wurde. Die Orginalquellen sind achtkanalig und wurden für dieses Stück auf Stereo zusammengemischt. Das Stück kann also in Stereo oder in 8-Kanal-Technik aufgeführt werden, im Konzert gern jeweils mit Live-Percussion bzw. auch als acousmatische Konzertinstallation mit Lautsprecher-Orchester. Dieses Stück wurde eigens für DEGEM CD 9 Orpheus 400 produziert und wurde so noch nie aufgeführt.“ (TG)
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http://www.thomasgerwin.de
Joachim Heintz (* 1961):
Stimmen (2007) – 170 sec.
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„Orpheus‘ Gang in die Unterwelt. Stimmen zu hören, jenseitige. Fallend, herabsinkend. Still sich sammelnd. Um dann wieder aufzusteigen, begehrend, sich empörend, bis zu der Grenze, Stillstand, Licht, gleißendes Licht, -. Technisch hat mich interessiert, zu einer frühen Klanglichkeit der elektronischen Musik zurückzugehen (wie Bernd Alois Zimmermann in seinem Stück Tratto als Vorbild) – als Studie und Hinwendung zu einem Instrument elektronischer ‚alter Musik‘, das nicht einfach überholt ist durch neue Techniken.“ (JH)
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Joachim Heintz studierte zunächst Literatur- und Kunstgeschichte. 1995 Beginn des Kompositionsstudiums bei Younghi Pagh-Paan und Günter Steinke. Darin intensive Beschäftigung mit elektronischer Musik. Zusammenarbeit mit Videokünstlern. Nach verschiedenen Lehrtätigkeiten seit 2004 Dozent für elektronische Musik an der Hochschule für Musik und Theater Hannover und an der Hochschule der Künste Bremen.
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http://www.joachimheintz.de
NooK:
Dirk Specht (* 1968) /
Gerriet K. Sharma (* 1974):
Orphée 49/Edit 1 (Hommage à J.C.) (2007) – 116 sec.
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„Das Stück versteht sich als eine kurze Hommage an den 1949 produzierten Film Orphée und seinen Regisseur Jean Cocteau. Basierend darauf besteht der Track hauptsächlich aus einer Re-Montage des originalen Filmtons, sowie einigen wenigen addierten, klanglich aktualisierten, zufälligen >BlackBox<-Transmissionen; ‚gesendet‘ wird schließlich permanent: was kommt wo an und wer hört
überhaupt zu?“ (Nook)
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NooK = Dirk Specht und Gerriet K. Sharma; sie sind Absolventen der Kunsthochschule für Medien Köln (Postgraduierte Medienkunst), sie spielen und komponieren als Elektronik-Ensemble NooK seit Oktober 2004 zusammen. NooK betreibt sowohl als Live-Ensemble die beständige Neuverarbeitung des eigenen musikalischen Materials in Konzertsituationen, als auch in experimentellen laborartigen Situationen die Generierung und Untersuchung des daraus resultierenden Audioarchivs, modifizierter Apparatverschaltungen und neuer Stück/Track/Werk-Konzeptionen. Daran anknüpfend produziert NooK ebenso Audio für Installationen / Radio / Schauspiel / Film. Die Arbeit des Ensembles befasst sich hauptsächlich mit den Themenbereichen Klang + Musik / Klang + Raum / Klang + Bild. Mehrkanalsysteme, Surround-Technik, Wellenfeldsynthese, Ambisonic und weitere Raumklangkonzepte sind Teil dieser Interessen und werden zunehmend in die Produktionen von NooK mit einbezogen.
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http://www.nook-audio.de
Heinz-Josef Florian (* 1955):
Eurydikes Schrei (2007) – 199 sec.
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„Das uralte Thema von der übernatürlichen Kraft des Gesangs ist Gegenstand zahlloser Mythen der Menschheit, so auch zum Beispiel in der Gestalt des mächtigen Väinämöinen der finnischen Kalevala. In der Orpheus-Sage scheitert jedoch die große Magie am Unvermögen, ein abstraktes Regelwerk der Götter zu befolgen, das eine allzu menschliche Handschrift trägt. Was mag Eurydike gefühlt haben, als Orpheus auf dem steinigen Weg ins Leben sich zu ihr umdrehte?“ (HJF)
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Heinz-Josef Florian ist promovierter Mathematiker und arbeitet in der Industrie als Software-Ingenieur. Private Studien in Gitarre und Komposition. Vorträge und Seminare am ICEM Studio der Folkwang-Musikhochschule in Essen mit den Themen Wahrscheinlichkeitstheorie, Chaos und Fraktale in der Musik. Florian benutzt seit 1986 seine eigene Computersprache FIS zur algorithmischen Komposition. Seit 1996 erarbeitet er gemeinsame Projekte (u.a. Musik zu Stummfilm und Theater) mit dem Gitarristen Michael Weigelt-Liesenfeld.
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„The ancient topic of the supernatural power of chant arises in countless myths of mankind, for instance in the figure of the mighty Väinämöinen in the Finnish Kalevala. But the Orpheus tale tells the failing of the potent magic due to the incapacity to follow some abstract rules of the Gods, stemming from very human roots. What might Eurydike’s feeling have been, when Orpheus on his stony road to life turned his face to her?“ (HJF)
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Heinz-Josef Florian holds a PhD degree in mathematics. He works as a software engineer at an industrial company. Private studies in guitar and composition. Occasionally he gives lectures for composers on probabilty theory, chaos and fractals at the ICEM studio at Folkwang Hochschule in Essen, Germany. For many years, he has used his own computer language FIS for algorithmic composition. Since 1996 projects for film and theatre together with the guitar player Michael Weigelt-Liesenfeld.
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http://icem.folkwang-hochschule.de/~florian
Clemens von Reusner (* 1957):
Gedehnte Zeit (2007) – 296 sec.
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„Das Material, das dieser Meditation über musikalische und historische Zeit zugrunde liegt, stammt von einem Ort, der die Umwelt ausgrenzt. Hierhin kommt man nicht zufällig. Hier hört niemand etwas außer sich selbst. Dunkelheit – Raum – Schritte. Diachrones und synchrones Zusammenspiel identischen Materials. Gleichmäßiges Fließen und Isolation einzelner Klangereignisse. Gedehnte Zeit. Das Stück beginnt und endet mit einer Reminiszenz an Pierre Schaeffers Echo d’Orphée. Aufgrund der kopfbezogenen Stereophonie wird zum Abhören der Gebrauch eines Kopfhörers empfohlen.“ (CvR)
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Clemens von Reusner. Studium Musikwissenschaft und Lehramt Musik. Tätigkeit als Musiklehrer und in der Musiklehrerausbildung sowie als Musiker in unterschiedlichen Ensembles, Komponist und Autor. Seit Ende der 1970er Jahre Auseinandersetzung mit elektronischer Musik, Kompositionen in unterschiedlichen Genres, Hörspiele, Soundscape-Kompostionen. Ende der 1980er Jahre Entwicklung der Musiksoftware KANDINSKY MUSIC PAINTER. Vorstandsmitglied im FORUM KLANGLANDSCHAFT.
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„The basic audio material of this meditation upon musical and historical time comes from a place, which excludes the environment. Noone comes to this place coincidentally. Nobody hears anything but himself. Darkness – space – steps. Diachronous and synchronous interaction of identical material; well-balanced flowing and isolation of individual sound events. Lengthened time. The piece begins and ends with a reminiscence of Pierre Schaeffer‘s Echo d’Orphée. Due to the dummy-head recording a headphone is recommended.“ (CvR)
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Clemens von Reusner was born in Germany in 1957. He studied musicology and music to become a teacher. He works as a music teacher and in the music teacher training as well as a musician in different ensembles, a composer, and an author. Since end of the 70s he has been engaged in electronic music, compositions in different genres, radio plays, and soundscape compostions. At the end of the 80s development of the music software KANDINSKY MUSIC PAINTER. Member of the board in the FORUM KLANGLANDSCHAFT.
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http://www.cvr-net.de
Franz Martin Olbrisch (* 1952):
Orphée 07 – 004 sec.
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http://www.olbrisch-online.de
Dugal McKinnon (* 1972):
Strane e sconosciute vie (2007) – 234 sec.
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„Strange and unfamiliar paths” opened on to by the harp ritornello from Monteverdi’s L’Orfeo. Thanks to R Humphries for the beautiful recording of a thunderstorm (rbh thunder storm.wav), made available via the Freesound Project and licensed under the Creative Commons Sampling Plus 1.0 license.“ (DM)
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Dugal McKinnon’s music engages instrumental, electronic and text-based media, and frequently traverses the borders between them. His work has been performed in Asia, Australasia, Europe and North America. He holds a PhD in Composition from the University of Birmingham (UK) and leads the sonic art programme at the New Zealand School of Music. He is also a writer on contemporary music, focusing on the aesthetics of electronic music.
Andre Bartetzki (* 1962):
L‘eco d‘Orfeo (2007) – 367 sec.
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„Fünfter Akt: In den Ebenen Thrakiens, von den Tieren und heranrückenden Bäumen umringt, beklagt Orpheus den endgültigen Verlust Euridices.“ (AB)
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Andre Bartetzki studierte Tonmeister in Berlin, gründete und leitete das Studio für elektroakustische Musik der Berliner Hanns-Eisler-Musikhochschule bis 2002. 1999-2004 Lehre im Studio der Musikhochschule und an der Bauhaus-Uni Weimar. Freiberuflich tätig als Programmierer und Klangregisseur im Bereich Neuer Musik, Klang- und Medienkunst. Seit 1997 eigene kompositorische und medienkünstlerischere Arbeiten sowie gemeinsame Projekte mit Musikern, Tänzern und Videokünstlern. Kompositionsstipendien am ZKM Karlsruhe und im Künstlerhaus Ahrenshoop.
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„Act five: In the fields of Thrace, surrounded by the animals and slowly oncoming trees, Orfeo laments the final loss of Euridice.“ (AB)
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Andre Bartetzki studied sound engineering at the Musikhochschule „Hanns Eisler“ in Berlin, where he founded and led the studio for electroacoustic music until 2002. From 1999 to 2004 he taught at the Musikhochschule and at the Bauhaus university in Weimar. Currently working as a programmer and sound engineer for contemporary music, sound and media art. Since 1997 he has been developing his own compositions, sound installations and video art. Cooperations with musicians, dancers and video artists. Scholarships at the ZKM Karlsruhe and the Künstlerhaus Ahrenshoop.
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http://www.bartetzki.de