DEGEM Journal

Seit 2023 werden im DEGEM Journal Textbeiträge zu besonderen Anlässen veröffentlicht und archiviert.

Das DEGEM Journal war von 2015-2020 ein deutschsprachiges Internetmagazin zur elektroakustischen Musik und Klangkunst, das die DEGEM News und die DEGEM Discuss um redaktionell erstellte Texte im Sinne der früheren DEGEM Mitteilungen ergänzen sollte. Das DEGEM Journal erschien hier in Form eines Blogs und bot die Möglichkeit, Beiträge zu Hard- und Software, ästhetische Diskussionen, Kongressberichte und Ähnliches zu veröffentlichen. Die Redaktion lag von 2015-2020 bei Sebastian Berweck.

Sollten Sie sich für die Veröffentlichung eines Textes im DEGEM Journal interessieren, wenden Sie sich bitte an vorstand [at] degem.de.

 

 

20.05.2024 DEGEM Konzert bei NODES an der Akademie der Künste in Berlin

1. Juni 2024, 19:00

FH80 Fixed Media Konzert
Folkmar Hein zum 80. Geburtstag
Thomas Seelig Fixed Media Preisträgerkonzert

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Natasha Barrett: Impossible Moments from Venice 3: The Other Side of the Lagoon. (2023), 10′, 8ch Ambisonics

Ludger Brümmer: Inferno der Stille (2000), 23′, 8ch fixed media

Verleihung des Thomas-Seelig-Fixed-Media-Preis 2024 an Clemens von Reusner

Clemens von Reusner: EREMIA (UA), 12′31″, 8ch Ambisonics

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Kirsten Reese im Gespräch mit Folkmar Hein 

Beatriz Ferreyra: Huellas entreveradas (2018/19), 15′50″, 8ch fixed media

Trevor Wishart: Globalalia (2004), 29′, 2ch fixed media

Hanna Hartman: Submarine Dreams (2014), 10′, 6ch fixed media

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zum Festivalprogramm an der Akademie der Künste 

Akademie der Künste
Hanseatenweg 10
10557 Berlin-Tiergarten
Tel. 030 200 57-2000
Online-Tickets
www.adk.de/tickets

13.05.2024 Thomas Kessler im April verstorben

Thomas Kessler (1937 – 2024) – Ein unauffälliger Großer

Der schweizerisch-kanadische Komponist Thomas Kessler, Schüler von Paul Hindemith, Ernst Pepping und Boris Blacher, widersteht jedem Versuch, ihn in eine der üblichen musikalischen Kategorien einzuordnen. Dazu ist sein Œvre zu vielfältig, man möchte sagen: vielfarbig. Dennoch hat er es nie an Substanz fehlen lassen. Sein Werk umfasst neben elektroakustischen Stücken Instrumental- und Vokalwerke bis hin zu Kompositionen für großes Orchester, wobei er traditionelle Instrumente immer wieder mit Musikelektronik verband, was zum Teil nie dagewesene synergetische Kräfte freisetzte.

Gegen Ende der 1960er Jahre hatte Kessler das „Electronic Beat Studio“ in Berlin gegründet, ein Ort, der für das Entstehen der sogenannten „Berliner Schule“ sehr wichtig war, einem Zweig der populären elektronischen Musik. Kessler arbeitete dort vor allem mit Tangerine Dream zusammen, wovon sowohl die Musiker als auch er selbst profitiert haben. Über kurze Zeit hat er die Band sogar privat in Kontrapunkt unterrichtet. Und so hat er auch Musik gefördert, die nicht seinen persönlichen Neigungen entsprach.

Eine der wesentlichen Schwerpunkte im Leben Kesslers war die Weitergabe von Musik, als Komponist und als Lehrer. Von 1973 bis 2000 hat Kessler in Basel Komposition und Musiktheorie unterrichtet, seine Schüler waren u.a. René Wohlhauser und Wolfgang Heiniger. 1987 hat er das Elektronische Studio Basel gegründet und aufgebaut, nachdem man an der Musik-Akademie der Stadt Basel schon seit den 1950er Jahren für Akustik und Elektroakustik verstärktes Interesse gezeigt hatte. Ein Mann wie Kessler, der wenig musikalische Berührungsängste kannte, war für den Aufbau dieses Studios genau richtig.

In den Siebziger Jahren erregte er mit seinen fünfzehn Control-Stücken Aufsehen und schuf mit dieser Art der Hybrid-Komposition eine Kategorie, die über das übliche Musizieren mit Live-Elektronik hinausging, und für die man ihn wohl zu Recht als „Spezialist“ bezeichnen konnte. Die elektronischen Anteile schufen nicht nur klangliche Varianten eines Instruments durch das Hinzuziehen von Effekten; die erzielten neuen Klänge ließen das Originalinstrument wachsen und schienen ganz selbstverständlich zu dessen Ton- und Klangumfang zu gehören. Sein „Piano control“ addiert nicht einfach Klänge zum Klavier. Das Klavier vermag plötzlich Dinge zu tun, die es normalerweise nicht kann, so scheint es. Eine eigene Art der elektronischen Klangverarbeitung hat Kessler erfunden, auf kompositorischem, nicht auf technologischem Weg.

Zusammen mit dem Sounddesigner Thomas Seelig trieb Kessler dieses Genre bis in den orchestralen Bereich. Hier seien besonders die drei „Utopia“-Kompositionen erwähnt. Drei Stücke für Orchester, beim dem jeder Instrumentalist eine eigene elektronische Erweiterung live auf dem Podium in sein Spiel einbringen muss, via Mikrophon, Tablet und Lautsprecher. 72 iPads auf der Bühne! Kessler hatte keine Angst vor großen Formaten. Jedes einzelne der „Utopia“-Stücke ist Zeuge eines Weges, den Kessler gehen musste, ohne zu wissen, ob er je ankommen würde.

Seine Musik widersetzt sich Trends, nicht indem sich Kessler ihnen verweigert hat, sondern durch deren Integration. Er hat keine Genres bedient, er hat sie dienstbar gemacht. Mit der Vertonung von Saul Williams’ Poetry Slam wurde er nicht zum Mitglied der Slammer-Szene, seine Arbeit mit Elektronik machte ihn nicht zum einem der vielen Elektroakustischen Komponisten. Er hat sich in diverse musikalische Techniken eingearbeitet und sie dann in seinen Kompositionen angewandt, seinem Personalstil ist er stets treu geblieben.

Kessler konnte man als Künstler und Mensch einen „weltläufigen Mann“ nennen. Seine Wohnsitze in Kanada, Deutschland und der Schweiz hielten ihn in ständiger Bewegung. So natürlich und selbstverständlich wie sein persönlicher Auftritt sind seine Kompositionen: Die Klänge sind nie gekünstelt, sie erscheinen äußerst natürlich, neugierig, offen. Und äußerst konsequent, wie ihr Schöpfer.

Thomas Kessler war zu großen Crescendi fähig, sein Forte war stark, nie laut. Er hat in Dimensionen gearbeitet, an die sich kaum noch jemand herantraut; Thomas Kessler war das, was man einen „Macher“ nennt. Trotzdem war der Kontakt zu ihm stets konziliant, zumeist von freundlichem Tonfall geprägt. Ist das der Grund, warum er von vielen unterschätzt wurde? Kesslers Musik hat etwas sehr nachhaltiges: Beim Anhören auch der älteren seiner Kompositionen wird man feststellen, dass sie nur wenig veralten. Sogar der Einsatz von Ringmodulation, normalerweise als blanker Effekt erkennbar und für manchen Hörer hoffnungslos überholt, wird bei Kessler zu Musik. Solche Zeitlosigkeit erreichen nur die Großen der Zunft.

Thomas Kessler war ein unauffälliger Großer. Und der ist jetzt gegangen.

Michael Hoeldke

https://www.emdoku.de/de/search?query=Thomas%20Kessler&sort=author-asc&style=basic&sources=emdoku,authors

Nachruf von Jeanine Meerapfel, der Präsidentin der Akademie der Künste in Berlin

13.05.2024 Larry Polansky (1954 – 2024) 

Der Komponist, Musikwissenschaftler, Dozent, Performer, Programmierer, Herausgeber und Verleger Larry Polansky geboren in 1954, ist am 9.Mai 2024 gestorben. Er lebte in Santa Cruz in Kalifornien (USA), unterrichtete an der UC Santa Cruz und war emeritierter Strauss-Professor für Musik am Dartmouth College sowie Co-Direktor und Mitbegründer von Frog Peak Music.
larry polansky at frog peak music
larry polansky at dartmouth college

15.03.2024 Tamas Ungvary 1936-2024

Die traurige Nachricht hat uns erreicht, dass der Komponist Tamas Ungvary verstorben ist. / The sad news has reached us that the composer Tamas Ungvary passed away on March 15, 2024.

https://www.emdoku.de/de/artist/ungvary-tamas

https://mtflabs.net/tamas-ungvary/

 

11.02.2024 Folkmar Hein zum 80.Geburtstag

von Michael Hoeldke
Am 2.Februar 2024 ist Folkmar Hein, Gründer und Ehrenmitglied der DEGEM, 80 Jahre alt geworden. Achtzig Jahre! Wie gratuliert man da angemessen? …weiterlesen…

02.02.2024 FH80 Allegro Praestat

Die DEGEM gratuliert Folkmar Hein sehr herzlich zu seinem 80. Geburtstag! Anlässlich des 80. Geburtstags von Folkmar Hein hat die DEGEM gemeinsam mit ihm ein besonderes Album veröffentlicht: FH80 – Allegro Praestat ist ein USB-Stick mit fast 6 Stunden Musik. …weiterlesen…

08.01.2024 Phill Niblock ist gestorben

Der Komponist, Fotograf und Filmemacher Phill Niblock ist am Montag, den 8.Januar 2024, im Alter von 90 Jahren in New York City verstorben. …weiterlesen…

31.12.2023 Francis Dhomont am 28.12.2023 verstorben

Am 28.Dezember 2023 ist der französische Komponist Francis Dhomont in Avignon verstorben.

https://www.emdoku.de/de/artist/dhomont-francis?sources=emdoku,authors
https://de.wikipedia.org/wiki/Francis_Dhomont

05.11.2023 Symposium und DEGEM-Konzert 2023

Symposium zum Thema „Artistic and Artificial? – Aktuelle Perspektiven auf künstliche Intelligenz und Musik“ und Jahreskonzert der DEGEM am 9.12.2023 an der Musikhochschule Lübeck.

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29.08.2023 Thomas-Seelig-Fixed-Media-Preis 2024 an Clemens von Reusner

Den Thomas-Seelig-Fixed-Media-Preis 2024 vergibt die Jury an den deutschen Komponisten Clemens von Reusner.

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24.07.2023 Nachruf auf Gottfried Michael Koenig

Nachruf auf
Gottfried Michael Koenig
Magdeburg 5. Oktober 1926 – Culemborg 30. Dezember 2021

von Martin Supper

„Gottfried Michael Koenig gehört zu den seltenen Geistern, die – wie schon Schönberg – wissen, dass der goldene Mittelweg zu keinem Ziel führt. Ihr umfassender Blick auf Heute und Gestern wird für die Entwicklung des heutigen Musikdenkens entscheidend sein, vor allem wenn es sich um ein neues Medium wie den Computer handelt. Sie sind es, die nach jedem neuen Schritt neue Fragen stellen können, die den Auswahlprozess weitertreiben.“ (Nieuwe Rotterdamse Courant, 31. Oktober 1986).

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04.07.2023 Klarenz Barlow 27.12.1945 – 29.06.2023

Unser Kollege, Lehrer und Freund, der Komponist Klarenz Barlow (1945-2023) ist gestorben. Er hat die schweren Folgen eines Sturzes im April diesen Jahres nicht überlebt. Seine Warmherzigkeit und sein Witz haben Generationen von Studierenden geprägt. Klarenz Barlow komponierte seit 1971 mit Computern. Ein Zitat aus der Beschreibung seines Stückes Approximating Pi (2007) – eine Klanginstallation: „Ausgangspunkt: die Konvergenz-Reihe π = 4 − 4/3 + 4/5 − 4/7 + 4/9 ··· […] Im Laufe der Zeit konvergieren die Ziffern von links nach rechts gegen den Grenzwert π; die resultierende Klangfarbe stabilisiert sich langsam von turbulent zu konstant, und zwar über einen Zeitraum von 4∙109∙5040 = 20,16∙1012 Samples oder ca. 14½ Jahren. Das regelmäßige Weglassen von Samples beschleunigt die Installation und transponiert die Tonhöhe nach oben; die Installation kann auch zu jeder Zeit abgebrochen werden.“ Klarenz, deine Zeit wurde jäh abgebrochen. Wir vermissen Dich jetzt schon. Danke für alles.

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16.02.2023 „Deutscher Musikautor:innenpreis“ nominiert drei DEGEM-Mitglieder

Für die Kategorie „Komposition Experimentelle Musik/Elektronik“ hat die Jury des
„Deutschen Musikautor*innenpreises“ gleich drei DEGEM – Mitglieder nominiert:

Michael Beil
Hanna Hartman
Clemens von Reusner

Die Preisverleihung findet am 30.März in Berlin statt.

25.09.2022 Thomas Seelig Fixed Media Preis 2023!

Den Thomas-Seelig-Fixed-Media-Preis 2023 vergibt die Jury an die britische Komponistin Natasha Barrett.
https://www.degem.de/thomas-seelig-fixed-media-preis/

22.06.2022 DEGEM @ KONTAKTE ’22 – Festival für Elektroakustische Musik und Klangkunst!

KONTAKTE ’22 – Festival für Elektroakustische Musik und Klangkunst
Akademie der Künste, Hanseatenweg 16.9. & 22. – 25.9.2022

Zum vierten Mal veranstaltet das Studio für Elektroakustische Musik der Akademie der Künste im September 2022 das Festival KONTAKTE.

Mehr info ->

10.02.2022 Neues Zuhause für das „Studio für Elektronische Musik“ des WDR!

Das weltberühmte „Studio für Elektronische Musik“ (SEM) des WDR bekommt ein neues Zuhause.
Das Kölner Zentrum für Alte Musik (zamus) wird um das „Studio für elektronische Musik“ (SEM) des WDR erweitert.

Weitere Informationen und Hintergründe finden Sie hier und hier!

26.01.2022 30 Jahre DEGEM @ WDR 3 TonArt!

Raoul Mörchen im Gespräch mit Folkmar Hein, Mitbegründer, langjähriger Vorsitzender und Ehrenmitglied der DEGEM.

https://www1.wdr.de

01.01.2022 Gottfried Michael Koenig, 5. Oktober 1926 – 30. Dezember 2021

Am Jahresende erreichte uns die traurige Nachricht, dass Gottfried Michael Koenig, Gründungs- und Ehrenmitglied der DEGEM, am 30. Dezember 2021 im Alter von 95 Jahren verstorben ist.

»Die Wurzeln für die Analyse liegen […] in der Synthese.« (G.M. Koenig)
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