[ 14. August 2011 ]

BERLIN – audio-visuelle Fassadengestaltung „Z9“

Von: Carlo Korinsky
Datum: 13. August 2011 13:46:07 MESZ
Betreff: Degem Website: audio-visuelle Fassadengestaltung „Z9“

„Z9“

Die audiovisuelle Klanginstallation „Z9“ ist am Gebäudekomplex der
ehemaligen Klinik für Chirurgie, Augen- und Ohrenheilkunde in der
Ziegelstraße in Berlin Mitte zu finden. Sie befindet sich an der
Fassade zum Spreeufer des Hörsaalgebäudes aus den 1950er Jahren.
Der sandfarben verputzte Bau strahlt im Vergleich zu den großen Bauten
an der Straße etwas Provisorisches aus, seine Fassade ist zum Ufer
vollständig mit Weinlaub überwuchert und zum Teil verfallen. Im
Inneren des Gebäudes scheint die Zeit dagegen still zu stehen. Die
Einrichtung des Hörsaals von 1956/57 Jahren ist vollständig erhalten.
Dadurch strahlt das Gebäude ein Stadium des Überganges aus. In
absehbarer Zukunft werden solche seltsam und dadurch umso
interessanter anmutenden Orte in derart exponierten Lagen vielleicht
immer seltener werden. Noch besteht der Hörsaal an der Ziegelstraße in
diesem Zwischenstadium und übt dadurch einen besonderen Reiz aus.

„Z9“ greift die Situation des Gebäudes akustisch und visuell auf. Der
Passant hört aus dem Weinlaub Klänge, die zunächst nicht genau zu
verorten sind. Eine Klangquelle ist nicht zu sehen. Die Geräusche
eröffnen durch die extrem ausgedehnte Entwicklung der soundscape ein
neues Zeitfenster. Sie strukturiert den Raum neu und steht im Kontrast
zur hektischen Umgebung an der nahe gelegenen Friedrichstraße.
Nach Einbruch der Dunkelheit leuchtet das große Fenster in hellem
grünen Licht. Durch Eingriffe in die strenge waagerechte und
senkrechte Struktur des Fensters verändert sich die Wirkung der
Fassade. Tagsüber wirkt das Gebäude äußerlich so unscheinbar wie seit
Jahren. Erst abends wird die Behauptung einer zweiten Erscheinungsform
sichtbar und knüpft an die akustische Gestaltung des Hörsaalgebäudes an.

„Z9“ von Abel, Carlo und Max Korinsky
19. August – Ende September, täglich.
Ziegelstraße 9, Fußweg am Spreeufer, Berlin Mitte.
Weitere Informationen unter: http://www.korinsky.com

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