[ 11. Oktober 2014 ]

BERLIN – Unerhörte Musik | Newsletter | 2014 | Nr. 17

Subject: Unerhörte Musik | Newsletter | 2014 | Nr. 17
Date: Sat, 11 Oct 2014 18:31:10 +0200
From: Unerhörte Musik

Unerhörte Musik | Newsletter | 2014 | Nr. 17

NEWSLETTER 2014 | Nr. 17
14. und 21. Oktober

„Wir können uns nicht darauf verlassen, dass eines Tages gute
Bilder gemalt werden, wir müssen die Sache selbst in die Hand
nehmen“ (Sigmar Polke)

aus dem Vollen: zwei der jüngeren Berliner Ensembles, die in den
vergangenen Jahren den Sprung in die internationale Neue-Musik-Liga
geschafft haben, bestreiten die kommenden beiden Konzerte unserer Reihe:

… zunächst am Dienstag, 14. Oktober das sonic.art Saxophonquartett
(mit den Gästen Eri Mantani, Klavier sowie Guillaume Vairet und
Alexandros Giovannos, Schlagzeug)

… und am darauffolgenden Dienstag, 21. Oktober das EnsembleBerlin
PianoPercussion (mit Theo Nabicht, Saxophon, Bass- und
Kontrabassklarinette als Gast).

Seit seiner Gründung 2008 trägt Berlin PianoPercussion durch seine
ungewöhnliche Besetzung zur besonderen Kontur der Berliner
Musiklandschaft bei. Das aktuelle Programm mit dem Titel Deutschland –
Frankreich, ein kleiner musikalischer Exkurs präsentiert Werke von
Franck Bedrossian, Luc Ferrari, Hans Tutschku und Brice Pauset.

Eine besondere Farbe erhält das Programm durch die Mitwirkung des
herausragenden Klarinettisten, Saxophonisten und Komponisten Theo
Nabicht, der in seinem Stück „Mehr war nicht drin 3 (Am Ende:
Kulturpolitik)“ musikalisch Stellung bezieht zur weiterhin gefährdeten
Situation der „Unerhörten Musik“.

Nähere Information hierzu:

http://www.nmz.de/tags/unerhoerte-musik
http://www.unerhoerte-musik.de

Dienstag, 21. Oktober 2014 | 20:30 Uhr | Berlin PianoPercussion

Deutschland – Frankreich

Berlin PianoPercussion

Ya-ou Xie | Prodromos Symeonidis, Klavier
Adam Weisman | Jürgen Grözinger, Schlagzeug

als Gast: Theo Nabicht, Saxophon, Bass- und Kontrabassklarinette

Deutschland – Frankreich,
ein kleiner musikalischer Exkurs

Franck Bedrossian
Edges (2010)
für Klavier und Schlagzeug

Theo Nabicht
Mehr war nicht drin 3 (Am Ende: Kulturpolitik) (2014)
Solo für Bass- und Kontrabassklarinette, Martin Daske und Rainer Rubbert
gewidmet UA

Luc Ferrari
À la recherche du rythme perdu (1978)
für Klavier, Schlagzeug und Tonband

„À la recherche du rythme perdu“ richtet sich eigentlich
eher an Jazzmusiker, was nicht bedeutet, dass man hier eine
„Jazzmusik“ machen sollte. Das ist kein richtig neues Stück,
jedoch auch keine neue Version eines älteren. Seien wir
genauer: Das hier zuvor aufgenommene Tonbandmaterial ist das
selbe mit dem des Werkes „Musique Socialiste“ aus dem Jahre
1972 für Cembalo und Tonband. Es gibt sogar Ähnlichkeiten
zwischen den zwei Partituren (zum Teil gleiches
Notenmaterial). Die Anweisungen und die Formen sind jedoch
anders. „Musique Socialiste“ ist natürlich für ein anderes
Instrument, das Cembalo, aber richtet sich vor allem an
klassische Interpreten, im Gegensatz zu „À la recherche du
rythme perdu“. Das heißt, die Noten, die beim ersten Stück
für den klassischen Musiker wie ein Gesetzbuch sind, sind
bei dem zweiten eher Stimmungshinweise und Symbole, die das
Instrumentalspiel lenken. Klassische Musiker erleben eher
die Gesamtform eines Werkes, Jazzmusiker mehr den Moment,
das Detail, den Rhythmus und die intuitive Kommunikation
unter sich.
Kurz zu dem Titel. Ich habe manchmal den Eindruck, dass das
was ich „Code“ oder „Respekt vor dem Geschriebenen“ nenne,
die musikalische Intention vernebelt, den Sinn des Rhythmus
zensiert und die Vorstellungskraft der Interpreten abbaut.
Ich möchte, dass dieser verlorene Reichtum wieder gesucht wird.
Der Puls, den das Tonband produziert, soll kein Rhythmus
sein, lediglich eine Aktion, die die Musiker zu diesem Zweck
motiviert und belebt. (Luc Ferrari)

Hans Tutschku
Winternacht (2006)
für Klavier, Schlagzeug und Live-Elektronik

Winternacht ist aus musikalischem Material des Musiktheaters
Die Süsse unserer traurigen Kindheit entstanden, das
Gedichte und Briefe von Georg Trakl verarbeitet. In diesem
Bühnenwerk gibt es ein längeres Duo für Klavier und
Schlagzeug, während dessen die Bühnenhandlung in den
Hintergrund tritt und die Musiker zu poetischen Akteuren
werden. Trakl’s Gedichte sind seit vielen Jahren
Ausgangspunkte für kammermusikalische und elektroakustische
Kompositionen gewesen. Für diese Komposition wurden Texte
ausgewählt, die in mehrfacher Hinsicht um das Thema Kindheit
kreisen: zum einen Gedichte und Brieffragmente, die direkt
mit Trakls Biografie, seiner Jugend, mit der starken
Beziehung zu seiner Schwester zu tun haben und zum anderen
Texte, die den Komponisten an seine eigene Kindheit erinnern
– ein Nachsinnen über die Zerbrechlichkeit von Nähe.
Diese Gedichte und Texte kommen in Winternacht allerdings
nicht an die Oberfläche. Wir hören Dialoge der beiden
Musiker, die von der Elektronik übernommen und transformiert
werden. Die elektroakustischen Klänge sind eine Mischung aus
live-Bearbeitungen von Klavier- und Schlagzeugsequenzen und
vorbereiteten Klangdateien. Der elektroakustische Teil ist
die Verlängerung von Aktionen der Instrumentalisten. Ihre
live-Spielenergie wird vom Computer erfasst, um über viele
elektroakustische Parameter zu entscheiden.
Hans Tutschku

Brice Pauset
Adagio Dialettico (2000)
für Saxophon, Schlagzeug und Klavier

Berlin PianoPercussion
Im Herbst 2008 gegründet von international tätigen Solisten, die ihr
Schaffen seit vielen Jahren besonders der zeitgenössischen Musik widmen,
zeichnet sich das Ensemble Berlin PianoPercussion durch seine
individuellen und sich ergänzenden Künstlerpersönlichkeiten aus. Den
Ansporn, ein Klavier-Schlagzeug-Ensemble zu gründen, bekamen die beiden
Musiker Prodromos Symeonidis und Ya-ou Xie während des Festivals vom
Centre Acanthes 2008 in Metz, bei dem sie unter der Leitung von Sylvio
Gualda eine Reihe von Konzerten in dieser Besetzung gaben. Überzeugt von
deren faszinierend vielfältigen klanglichen Möglichkeiten und vom Wunsch
erfüllt, das Repertoire für Klaviere und Schlagzeug zu fördern und zu
erweitern, trafen sie dann in Berlin die Entscheidung zur Gründung von
Berlin PianoPercussion.
Seit der Gründung trägt das Ensemble Berlin PianoPercussion durch seine
ungewöhnliche Besetzung zur besonderen Kontur der Berliner
Musiklandschaft bei. Es hat um die dreißig Kompositionsaufträge
vergeben, darunter an Hugues Dufourt, Tristan Murail und Georg Katzer,
und ca. fünfundzwanzig Werke schon uraufgeführt. Gefördert wurde das
Ensemble u.a. durch den Berliner Senat, den Deutschen Musikrat, die
Ernst von Siemens Musikstiftung, den Deutsch-französischen Fonds für
Zeitgenössische Musik / Impuls neue Musik und die Initiative Neue Musik
Berlin. Seit 2010 besteht eine Kooperation mit dem Konzerthaus Berlin,
in dem regelmäßig Konzerte realisiert werden. Weitere Auftritte fanden
in zahlreichen renommierten Konzertsälen statt wie in der Berliner
Philharmonie, in der Essener Philharmonie, im Radialsystem V und im
Sendesaal Bremen. Neben Rundfunkaufnahmen entstand beim deutschen Label
Telos Music eine Doppel-CD mit dem kompletten Makrokosmos von George
Crumb, die bei den ICMA 2012 („International Classical Music Awards“)
eine Nominierung erhielt. Eine weitere CD, ausschließlich mit
Auftragswerken des Ensembles, ist in Vorbereitung.

Wir freuen uns mit den Musikern auf Ihren Besuch!

Ihre Rainer Rubbert und Martin Daske

Die Unerhörte Musik wird noch bis Ende 2014 gefördert aus den Mitteln
des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Senatskanzlei | Kulturelle
Angelegenheiten

Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961
Berlin, statt. Telefon: 030 – 20 22 007

Eintritt: 12,- / 8,- €
Zehnerkarte: 70,- / 50,- € (übertragbar)