Subject: Unerhörte Musik | Newsletter | 2016 | Nr. 2
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Unerhörte Musik | Newsletter | 2016 | Nr. 2
NEWSLETTER 2016 | Nr. 2
19. und 26. Januar
„Wenn Architektur erstarrte Musik verkörpert, ist Mussik dann
verflüssigte Architektur?“
(Frank Gehry, Architekt)
DEGEM,
Protagonisten der Berliner Neue Musik Szene bestreiten die kommenden
beiden Konzerte in der Unerhörten Musik.
Das ensemble unitedberlin, 1989 gegründet, ist eine der wichtigsten
Formationen für das aktuelle Musikschaffen und bereichert seither das
Berliner Musikleben mit eigenen Konzertreihen, thematischen Programmen,
Komponistenportraits und der Vorstellung der Neue- Musik-Landschaft
anderer Länder.
So auch am kommenden Dienstag 19. Januar in unserer Reihe:
Sounds Korean – ein Programm mit Werken von Donoung Lee, Seung-Hyuk
Lim, Seong-Joon Moon, Oliver Schneller, Myung-Sun Lee und Andre
Bartetzki UA.
Einführung um 19:45 Uhr
Am darauffolgenden Dienstag, 26. Januar:
Die brasilianische Sopranistin Katia Guedes und der Berliner Pianist
Jan Gerdes haben ihr aktuelles Programm mit den Worten Cordelias aus
King Lear Love and be silent betitelt.
„Love, and be silent- ….wenn die Sprache versagt, ist da immer noch
die Musik: treu,loyal, still, wahrhaftig!
7 sehr persönliche oder gar intime Statements von 7 Komponisten…. zu
diesem zerbrechlichen Feld zwischen Klang und Sprache, in dem das
Gesagte gesungen und das nicht Gesagte gespielt wird.“
Auf dem Programm stehen Werke von Luca Lombardi, Charlotte Seither,
Elena Mendoza, Salvatore Sciarrino, Samuel Tramin UA, Katia
Guedes UA und Sidney Corbett.
Dienstag, 19. Januar 2016 | 20:30 Uhr | ensemble unitedberlin
ensemble unitedberlin
Andreas Bräutigam, Violine
Jean-Claude Velin, Viola
Lea Rahel Bader, Violoncello
Ziv Stein, Schlagzeug
Yoriko Ikeya, Klavier
Andre Bartetzki, Elektronik | Klangregie
Sounds Korean
Einführung um 19:45 Uhr
Myung-Sun Lee – Ritual of Bridge (Darikut) (2013/2015) – für Streichtrio
– UA der neuen Version mit Video
In einem „Darikut“ – also einem Brückenritual – geht es im
weitesten Sinne um eine Verbindung des Diesseits mit dem
Jenseits. Das Stück ist ein Ritual, das auf musikalische Art
den Weg über diese Brücke beschreitet und gereinigt
wiederkehrt. Die Videoprojektion zu Darikut wurde von Andre
Bartetzki anläßlich dieses Konzerts unter Verwendung von
Elementen und Motiven koreanischer Brückenrituale erarbeitet.
Myung-Sun Lee wurde 1973 in Seoul, Süd-Korea geboren. Von
1993-1997 studierte sie Komposition und Musikpädagogik an
der Kwan-Dong University. 1997-1999 führte sie ihre
Kompositionsstudien an der Sook-Myung Women‘s University in
Seoul fort. 2001-2003 schloss sie einen Aufbaustudiengang
der Komposition an der Musikhochschule Dresden bei Wilfried
Krätzschmar mit Auszeichnung ab. 2003-2005 absolvierte sie
ein Meisterklassenstudium der Komposition an der
Musikhochschule Dresden bei Wilfried Krätzschmar. Sie war
Finalistin im Wettbewerb für Klavierkompositionen des
„Ritter-Preis 2003“ der Oscar und Vera Ritter-Stiftung. 2009
errang das Violinduo mit ihrem Werk „Geisterspiel“ für zwei
Violinen den 2. Preis im Hochschulwettbewerb der Mannheimer
Musikhochschule. 2012 erhielt das AsianArt Ensemble u.a.
mit ihrem Solowerk für Daegŭm „Olleh“ den Preis der
Deutschen Schallplattenkritik. 1998 führte sie ein
Austauschprojekt zwischen Japan und Korea nach Tokyo, wo ihr
Streichquintett „Landregen“ aufgeführt wurde.
2005 und 2007 wurden ihre Orgelwerke beim „Internationalen
Festival für zeitgenössische Orgelmusik“ in Köln aufgeführt.
2008 widmete ihr das Festival „Tage für Neue Musik“ der
Akademie für Tonkunst Darmstadt ein Porträtkonzert. 2013
wurde sie beim Festival Soundscape Eastasia und Koreanisches
Musikfest in Deutschland, 2014 beim Beethovenfest in Bonn,
2015 bei den „Tagen für Neue Musik“ der Akademie für
Tonkunst Darmstadt aufgeführt.
Verschiedene Ensembles und Solisten, darunter das Münchener
Kammerorchester, Ensemble Courage, ensemble unitedberlin,
Violinduo, Duo Berlin Strings and Percussion, AsianArt
Ensemble, Duo Momentum, oder der Organist Thomas Noll
führten ihre Werke auf.
Seit 2005 lebt sie als freischaffende Komponistin in Berlin.
Seong-Joon Moon – Klangschatten III (2002) – für Schlagzeug und Tonband
Dies ist das dritte Stück meiner Reihe Klangschatten mit
Kompositionen für Ensemble bzw. akustische Instrumente und
elektronische Musik. Die Idee hierbei war, ein Stück nicht
in üblichem Sinne zu komponieren. Weder habe ich versucht,
Klangmaterialien auf intuitive Weise zu finden und
spielerisch weiterzuentwickeln, noch habe ich sie streng
formal oder logisch ausgearbeitet. Unbearbeitete, kaum
konturierte Klangmaterialien werden durch das ganze Stück
hindurch mit Hilfe von Tendenzmasken fragmentiert.
Seong-Joon Moon studierte Komposition bei Professor In-Sun
Cho an der Seoul National University, Komposition and
elektronische Musik bei Dieter Schnebel, York Höller and
Paul Heinz Dittrich an der Hochschule der Künste und an der
Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Seine Werke
wurde weltweit aufgeführt, u.a. beim Pan Music Festival,
Computer Music Festival, A.C.L. Festival, ISCM World Music
Days 1997, 2006, ICMC 2006 sowie bei diversen Konzerten mit
zeitgenössischer Musik in Deutschland, Japan, Österreich,
Spanien, Frankreich, Kuba und den USA. Er hat eine
Kompositionsprofessur an der Chugye University for the Arts
inne und ist Präsident der Korean Electro-Acoustic Music
Society.
Seung-Hyuk Lim – Gagi (2015) – für Klavier, Perkussion, Streichtrio und
Elektronik
Der Titel – „Gagi“ bedeutet auf Koreanisch „Gehen“ –
verweist auf einen Zustand, in dem Logik und Intuition
zusammenarbeiten. Ausgehend von der Fokussierung auf
klangliche Imitationen wurde die Struktur dieses Stückes auf
komplexe Weise ausgearbeitet. Daneben gibt es aber auch
Elemente, die eher auf einer instinktiven Wahl beruhen.
Seung-Hyuk Lim, geboren in Korea, studierte Komposition
(Bachelor) bei Inho Park an der Chugye-Universität in Seoul,
instrumentale Komposition (Konzertexamen) bei Theo
Brandmüller an der Musikhochschule Saarbrücken und
anschließend elektronische Komposition (Master) bei Michael
Beil an der Musikhochschule Köln. Zur Zeit unterrichtet er
Komposition an mehreren Universitäten in Korea.
Oliver Schneller – string space (2005) – für Streichtrio, Elektronik
Der Grundgedanke dieser Arbeit ist die Vorstellung einer
überdimensionalen „Meta“-Saite, die verschiedenen
Spannungszuständen und (Anschlags-)Traktierungen ausgesetzt
ist. Die drei Instrumente (Geige-Bratsche-Cello) „hängen“
förmlich an dieser imaginären, zwischendurch in der
Elektronik klanglich hindurch scheinenden Meta-Saite; die
Form des Stückes entwickelt sich als Konsequenz des
Abtastens der jeweils an unterschiedlichen Stellen
artikulierten Saiten-„Topographie“. (Oliver Schneller)
Oliver Schneller, geboren 1966 in Köln, begann sein
Kompositionsstudium bei Lee Hyla am New England Conservatory
in Boston und schloss es 2002 bei Tristan Murail als
Stipendiat der Columbia University in New York ab. Als
Assistent von Murail unterrichtete er Komposition und
Psychoakustik an der Columbia University. Aktive Teilhahme
an Meisterklassen mit Helmut Lachenmann, Brian Ferneyhough,
Salvatore Sciarrino, Jonathan Harvey und George Benjamin
brachten wichtige Orientierungspunkte. Von 2002-04 war er
compositeur en recherche am Pariser IRCAM. Ein Schwerpunkt
seiner kompositorischen Arbeit liegt auf der Erkundung des
Verhältnisses von Instrumentalklang und architektonischem
Raum, insbesondere in der Verbindung von Instrumenten und
Elektroakustik. Seine Werke wurden auf internationalen
Festivals in Europa, den USA und Asien u.a. vom Ensemble
Intercontemporain, musikFabrik, Ensemble modern, Ensemble
Mosaik, Court Circuit, Ictus und Ensemble recherche
interpretiert. Uraufführungen u.a. bei den Wittener Tagen
für Neue Kammermusik, IFNM Darmstadt, Wien Modern,
Maerzmusik Berlin, Ultraschall, Musica Strasbourg, Agora
Paris. Seit 2004 Zusammenarbeit mit bildenen Künstlern und
Architekten. Gastkünstler am ZKM Karlsruhe, am
Experimentalstudio des SWR und beim Takefu Festival in
Japan. Für seine Arbeit erhielt Schneller zahlreiche
Auszeichnungen, darunter ein Stipendium der Deutschen
Akademie Rom Villa Massimo, den Förderpreis der Ernst von
Siemens Musikstiftung, ein Kompositionsstipendien des
Berliner Senats , den Paul Fromm Award der Harvard
University ein Stipendium der Villa Concordia in Bamberg und
das Benjamin Britten Fellowship (Tanglewood). In Berlin
unterrichtete er das Seminar «Psychoakustik und Akustik für
Komponisten» an der Universität der Künste (UdK) und
kuratierte 2004 das Festival TRACING MIGRATIONS mit
zeitgenössischer Musik von jungen arabischen Komponisten in
Zusammenarbeit mit IMC/UNESCO. Von 2009-10 war er Professor
für Komposition an der Musikhochschule Stuttgart in
Vertretung von Prof. Marco Stroppa.
2012-2015 Professur für Komposition und Leiter des Instuts
für neue Musik INCONTRI an der HMTM Hannover
Seit 2015 Professor für Komposition und Direktor des Eastman
Computer Music Center and der Eastman School of Music in
Rochester.
Donoung Lee – Sound Trail II (2015) – für Streichtrio, Elektronik
„Sound Trail II“ ist das zweite Stück bei dem ein von mir
mit MaxMSP entwickelter Vocoder zur Anwendung gelangt. Der
in den Raum ausgesandte Klang wird durch Feedback erweitert
und erscheint ein weiteres Mal als durch den Live-Klang
modulierter Live-Klang. Die Musik schreitet auf gleiche
Weise voran und bildet neue Klänge durch die Kombination des
vergangenen mit dem gerade entstehenden Klang.
Donoung Lee, 1955 in Seoul geboren, studierte Komposition an
der Seoul National University sowie an der Freiburger
Musikhochschule. Zwischen 1991 und 1994 arbeitete er als
Musik-informatiker für Computermusik und MIDI am
Experimentalstudio der Strobel-Stiftung des SWF in Freiburg.
Nach seiner Rückkehr nach Korea war er Präsident der Korean
Electro-Acoustic Music Society sowie der Korean Composers
Association. Zur Zeit ist er Professor in der
Kompositionsabteilung und Leiter des Zentrums für Kunst und
Technologie an der Seoul National University. Er ist
insbesondere auf dem Gebiet der Computermusik aktiv und
interessiert sich vor allem für interaktive
Echtzeitverarbeitung in Musik und Klangkunst, wo er Klänge
der Koreanischen Tradition und Natur mit diversen
Sensorsteuerungen verbindet.
Andre Bartetzki
– insideout – The Incredible Journey of Yoriko, Andreas, Lea Rahel,
Jean-Claude and Friedemann on a Moebius Strip as seen by Andre at the
mixing desk and from various other perspectives (2015)
– for piano, percussion, string trio, electronics and projection
Geboren 1962 in Berlin begann Andre Bartetzki seine
Berufsausbildung und Arbeit als Tontechniker in den
Rundfunkstudios der ehemaligen DDR. 1987-1993 absolvierte er
ein Tonmeisterstudium an der Musikhochschule „Hanns Eisler“
in Berlin, wo er 1990 das Studio für elektroakustische Musik
gründete und bis 2002 leitete. 1999-2004 arbeitete er im
elektroakustischen Studio der Musikhochschule „Franz Liszt“
Weimar als Dozent und technischer Leiter und hatte
gleichfalls einen Lehrauftrag an der Bauhaus-Universität in
Weimar inne. 2009-2012 leitete er gemeinsam mit Volker
Straebel das Elektronische Studio der Technischen
Universität Berlin.
Seit 1990 arbeitet er als Programmierer und Klangregisseur
im Bereich Neue Musik, Klang- und Medienkunst und gab
weltweit Workshops und Vorträge über elektroakustische
Komposition, Live-Elektronik und Programmierung.
Seit nunmehr fast 20 Jahren realisiert er eigene
künstlerische Projekte, vor allem elektroakustische,
audiovisuelle und instrumentale Kompositionen und
Improvisationen sowie Klang- und Videoinstallationen, oft in
Zusammenarbeit mit anderen Musikern und Ensembles, Tänzern
und Bildkünstlern. Er ist häufiger Gast auf vielen
internationalen Festivals für zeitgenössische Musik,
Computermusik und Medienkunst. Stipendiat und Residenzen
beim ZKM Karlsruhe, im Künstlerhaus Ahrenshoop, in der
Denkmalschmiede Höfgen sowie im Composers Centre Visby.
ensemble unitedberlin
Was treiben wir da eigentlich seit 25 Jahren? Befinden wir uns mit
unserer Arbeit, der Präsentation neuer Musik im Konzertsaal, noch in
ähnlicher Situation wie vor fast 100 Jahren, als gerade entstandene
Kompositionen ausschließlich live zu erleben waren und Anton Webern nach
der Uraufführung des Pierrot lunaire in Berlin schrieb: „Aber am Schluß
war nicht die Spur von Widerspruch. Schönberg und die Aufführenden
mußten oft und oft kommen, vor allem natürlich Schönberg; man schrie im
Saal nach ihm immer wieder. Es war ein unbedingter Erfolg.“
Nein, so ist es nicht mehr – aber das wollen wir wieder erleben!! Um
eine Idee aus der Bildenden Kunst zu gebrauchen: Dafür verstehen wir uns
in unserer vermittelnden Interpretenrolle als quasi Galeristen
musikalischer Avantgarde – mit dem Ehrgeiz, für Schöpfer und für
Rezipienten zeitgenössischer Musik eine gewinnbringende Situation zu
schaffen.
Dabei stellen wir uns der Herausforderung, neben einer gültigen
Aufführung auch die von uns sinnlich erfahrenen Freuden zu
transportieren. Denn in der Übermittlung dieser Dimension hat sich im
Verlauf des 20. Jahrhunderts eine immer größer gewordene Kluft zwischen
Interpret und Hörer gebildet. Und diese wieder zu überbrücken ist unser
Ziel; gerade jetzt, wo sich zaghaft der umgekehrte Trend zur Entwicklung
vor 100 Jahren abzeichnet, nämlich das unmittelbare Musikerlebnis wieder
zu suchen.
Über Brechts Feststellung „Geld macht sinnlich.“ (Aufstieg und Fall der
Stadt Mahagonny) hinaus möchten wir Ihnen mit unserem Slogan ein
weiteres Angebot zum Thema Sinnlichkeit unterbreiten. Am liebsten wäre
es uns natürlich, wenn beide Quellen gleichzeitig zur Hand wären – über
Durststrecken werden wir uns aber weiterhin mit Worten des verflossenen
Regierenden Bürgermeisters zu unserer Stadt und ihrem Leben trösten
müssen …
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Dienstag, 26. Januar 2016 | 20:30 Uhr | Love, and be silent
Katia Guedes, Gesang
Jan Gerdes, Klavier
Love and be silent
Luca Lombardi – Ophelia Fragments (1982) -Text: Heiner Müller „Die
Hamletmaschine“
Charlotte Seither -Dopo domani (2008) – Text: frei nach Daniela Danz
Elena Mendoza – Nana de los que no duermen (Wiegenlied der Schlaflosen)
(2014) – Text aus der „Nana“ von Manuel de Falla
Salvatore Sciarrino – Canto degli specchi (1981) – Text: Louis Aragon
Samuel Tramin – aus: Al Berto -Aqueronte (2015) – Text: Al Berto
Katia Guedes – er sagt nichts (2015) UA – Text: Katia Guedes
Sidney Corbett – Love and be silent – Cordelia Fragments (1997) – Text:
aus William Shakespeares „King Lear“
Mit herzlichen Grüßen,
Ihre Rainer Rubbert und Martin Daske
Die Unerhörte Musik wird gefördert aus Mitteln des Regierenden
Bürgermeisters von Berlin, Senatskanzlei, Kulturelle Angelegenheiten
Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961
Berlin, statt. Telefon: 030 – 20 22 007
Eintritt: 13,- / 9,- €
Zehnerkarte: 80,- / 60,- € (übertragbar)