[ 27. November 2015 ]

CALL – Audiokunst für Hörkunstgalerie loop30 im Kulturhaus abraxas, Augsburg

Subject: CALL: Audiokunst für Hörkunstgalerie loop30 im Kulturhaus

abraxas, Augsburg

From: Gerald.Fiebig

(ENGLISH BELOW)

loop30 – der Hör-Raum im Kulturhaus abraxas

Klangkunst, Sound Art, Akustische Kunst oder Audiokunst: Unter diesen

Begriffen haben sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts vielfältige

Kunstformen entwickelt, die den Klang als künstlerisches Mittel

einsetzen – dabei aber nicht einfach nur ein weiteres Genre von „Musik“

sind, sondern eine viel breiter gefasste „Hörkunst“. In den letzten

anderthalb Jahrzehnten rücken sie immer mehr in den Fokus des

kulturellen Geschehens – auch weil nun, nach Jahrhunderten der

einseitigen Fokussierung der westlichen Kultur auf den Sehsinn, die

technologische und wissenschaftliche Entwicklung auch das Gehör immer

mehr als erkenntnisstiftende Fähigkeit des Menschen erkennt. So ist

beispielsweise die Auswertung großer Datenmengen aus Biologie und

Geologie über Sonifikation, also Hörbarmachung, in bestimmten Fällen

besser möglich als durch Visualisierung.

Dieser „acoustic turn“ weckt bei immer mehr Menschen das Bewusstsein

dafür, wie wichtig ein intaktes Gehör ist, um die differenzierten Klänge

unserer Umwelt decodieren zu können – sei es die technische Umwelt mit

ihrer immer größeren Zahl an akustischen Signalen etwa von Mobilgeräten

oder die natürliche Umwelt, in der man beispielsweise bei entsprechender

Übung anhand des Klangs eines Biotops feststellen kann, wie hoch dessen

Artenreichtum ist.

Dieser Erkenntnis ist auch „loop30 – der Hör-Raum im Kulturhaus abraxas“

verpflichtet. Ab November 2015 bringt diese Audiogalerie mit wechselnden

Exponaten das Große Foyer des Kulturhauses zum Klingen. Die ersten

Arbeiten, die ab November 2015 über das hauseigene Soundsystem

abgespielt werden, bringen Aufnahmen der Klänge des Interkulturellen

Gartens hinter dem abraxas ins Innere des Hauses, machen sie in einem

neuen Zusammenhang hörbar und sensibilisieren die BesucherInnen somit

für die differenzierte Vielfalt, die auch alltäglichen Geräuschen

innewohnt.

„loop30“ macht seinen BesucherInnen daher ein Hör-Angebot, das sich

grundlegend von der musikalischen Zwangsbeschallung allzu vieler

öffentlicher Räume unterscheidet. Statt dem Publikum musikalisch

triviales und damit im besten Falle ermüdendes Lounge-Gedudel „aufs Ohr

zu drücken“, sind die subtilen Klänge von „loop30“ im Übergangsbereich

von alltäglichem und ästhetisch gestaltetem Klang angesiedelt. Das macht

das Foyer als Zwischenzone zwischen Innen- und Außenraum zum idealen

Präsentationsort und eröffnet den BesucherInnen bei genauem Hinhören

spannende Entdeckungen in einem ansonsten eher funktionalen Durchgangsraum.

Das Kulturhaus abraxas, das in den letzten 20 Jahren einen

einschneidenden Wandel von der Kaserne zum Kulturzentrum erfahren hat,

vereint unter seinem Dach sowohl Galerien für bildende Kunst wie auch

das Medienkunstfestival lab30. Es ist also bereits ein Ort kultureller

Transformationen und Grenzverschiebungen und somit prädestiniert für

einen Hörraum, der unsere einseitige Fixierung aufs Auge „zurechtrückt“.

Das Format „loop30“ ist die erste permanente Audiogalerie in ganz Bayern

und eine von ganz wenigen Einrichtungen ihrer Art im gesamten

deutschsprachigen Raum. Künftig sollen regelmäßig neue Arbeiten von

international bekannten KünstlerInnen nach Augsburg geholt werden.

Aufgrund dieser günstigen Ausgangssituation kann sich „loop30“ zu einer

kulturellen Instanz mit regionaler und bundesweiter Strahlkraft entwickeln.

Call for works:

Die Arbeiten, die bei „loop30“ während künftiger Ausstellungen in

Endlosschleife (englisch „loop“) laufen werden, sollen sich nicht

aufdrängen, sondern auch leise, dezent oder sogar an der

Wahrnehmungsschwelle funktionieren. Da sie für einen Durchgangsraum

konzipiert sind, der an eine Galerie ebenso anschließt wie an eine

Kneipe mit gelegentlicher Livemusik, sollten sie sich auch bei kurzer

Verweildauer erschließen. Dramaturgische, tonale oder harmonische

Strukturen, die durch einstreuende Musik aus dem Nebenraum zerstört oder

zur Kakophonie vermengt werden, sind für „loop30“ ungeeignet.

Thematisch sind den Arbeiten keine Grenzen gesetzt. Jedoch wird das

Kulturzentrum abraxas geprägt von seiner Geschichte und seiner

vielfältigen Nutzung. Direkt an das Foyer angrenzend befinden sich eine

Kunstgalerie und eine Kneipe, auch Künstlerateliers und Musikübungsräume

sind im Haus untergebracht. Arbeiten, die einen dieser Aspekte in

irgendeiner Weise aufgreifen, sind im Zweifelsfall von besonderem

kuratorischem Interesse.

Konzepte für Installationen, die diesen Vorgaben entsprechen, können

jederzeit an

gerald(dot)fiebig(at)augsburg.de

eingereicht werden. Aus den eingehenden Vorschlägen wird eine bestimmte

Zahl an Arbeiten pro Jahr ausgewählt. Produktion und Aufführungsrechte

werden mit einer einmaligen Pauschale von 100 Euro abgegolten. Damit

erhält das Kulturhaus abraxas auch das Recht, die Stücke oder Auszüge

daraus zeitlich unbegrenzt online oder in Form einer Hörstation mit

Kopfhörern zu präsentieren. Die fertigen Stücke können bis zu 74 Minuten

lang sein und als WAV-Datei in CD-Qualität (16 Bit/44.100 kHz)

eingereicht werden.

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loop30 – the listening room at the abraxas arts centre

Sound art, sonic art, acoustic art, or audio art – these are only some

of the terms used to categorise the great variety of sound-based art

forms that have been emerging since the middle of the twentieth century.

What they all share is their use of sound as a means of artistic

practice that does more than simply postulate another genre of ‘music.’

Instead, they are aiming at a much wider ‘art of listening.’ In the last

decade and a half, these art forms have come to play an increasingly

significant role in cultural practice. One of the reasons for this is

that now, after centuries with a strong bias in favour of the visual

domain in Western culture, technological and scientific research now

comes to recognise the human sense of hearing as a source of knowledge

in its own right. For example, sonification can be more useful than

visualisation when handling large amounts of data in fields such as

biology or geology.

This ‘acoustic turn’ is making an increasing number of people aware of

how important it is to have an intact sense of hearing when it comes to

decoding the differentiated sounds of our environment. This applies to

our technological environment with its ever-growing number of acoustic

signals, for example in mobile devices, as well as to the natural

environment, where a trained listener can tell the amount of diversity

of species in a given habitat by listening to its sound.

‘loop30 – the listening room at the abraxas arts centre’ is also

indebted to this focus on the practice of hearing/listening. Opened in

November 2015, this audio gallery brings the sound of varying audio

works to the foyer of the community arts centre in Augsburg, Germany.

The offer that ‘loop30’ makes to its visitors is fundamentally different

from the muzak forced on visitors of far too many public spaces.

‘loop30’ does not subject its visitors to trivial and, at the very

least, boring lounge music. Instead, ‘loop30’ presents subtle sounds

that operate in an intermediate zone between everyday sound and

artistically crafted sound. Thus the foyer, itself an intermediate zone

through which people move into various other parts of the building such

as a visual arts gallery or restaurant, is an ideal space for presenting

such work. The installations in the foyer can stimulate the passing

visitor as well as offer surprising discoveries to those who take the

time to listen more closely.

Twenty years ago, the building housing the abraxas arts centre was

converted from military use (it was built as part of a barracks of the

German Wehrmacht in 1936/7 and then used by the US Armed Forces from
1945 to 1994) to civilian use. It is home to both a gallery for

traditional visual art as well as to the cutting-edge media arts

festival lab30. As such, the arts centre has been a place where cultural

transformations are negotiated and borders are shifted. This makes it a

suitable place for a listening room that helps rethink our one-sided

fixation on the visual. ‘loop30’ is the first permanent audio art

gallery in Bavaria, and one of the very few institutions of its kind in

Central Europe.

Call for works:

Works for presentation as loops in future exhibitions at ‘loop30‘ should

be unobtrusive and possibly work at low, subdued volumes, perhaps even

almost subliminally. They will be presented in a passageway with doors

connecting it to both an arts gallery and a bar with occasional live

music. Therefore, visitors should be able to get an idea of the works

even if they are only exposed to them for a short time. Narrative,

tonal, or harmonic structures that can be destroyed or completely

effaced by music occasionally fading in from the adjacent room are not

suitable for ‘loop30.’ There is no given subject matter for the works.

However, works referencing the current uses of the building and/or its

history are of particular interest.

Suggestions of installations based on these parameters can be e-mailed

anytime to gerald(dot)fiebig(at)augsburg(dot)de

From these suggestions, a certain number per year will be selected for

realisation. For the production and performance rights, a fee of 100

euros will be paid. This includes the right to present the pieces or

excerpts online or at a headphone listening station. The final pieces

can be up to 74 minutes in length and can be submitted as a WAV file in

CD quality (16 Bit/44.1 kHz).