Subject: CALL: Audiokunst für Hörkunstgalerie loop30 im Kulturhaus
abraxas, Augsburg
From: Gerald.Fiebig
(ENGLISH BELOW)
loop30 – der Hör-Raum im Kulturhaus abraxas
Klangkunst, Sound Art, Akustische Kunst oder Audiokunst: Unter diesen
Begriffen haben sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts vielfältige
Kunstformen entwickelt, die den Klang als künstlerisches Mittel
einsetzen – dabei aber nicht einfach nur ein weiteres Genre von „Musik“
sind, sondern eine viel breiter gefasste „Hörkunst“. In den letzten
anderthalb Jahrzehnten rücken sie immer mehr in den Fokus des
kulturellen Geschehens – auch weil nun, nach Jahrhunderten der
einseitigen Fokussierung der westlichen Kultur auf den Sehsinn, die
technologische und wissenschaftliche Entwicklung auch das Gehör immer
mehr als erkenntnisstiftende Fähigkeit des Menschen erkennt. So ist
beispielsweise die Auswertung großer Datenmengen aus Biologie und
Geologie über Sonifikation, also Hörbarmachung, in bestimmten Fällen
besser möglich als durch Visualisierung.
Dieser „acoustic turn“ weckt bei immer mehr Menschen das Bewusstsein
dafür, wie wichtig ein intaktes Gehör ist, um die differenzierten Klänge
unserer Umwelt decodieren zu können – sei es die technische Umwelt mit
ihrer immer größeren Zahl an akustischen Signalen etwa von Mobilgeräten
oder die natürliche Umwelt, in der man beispielsweise bei entsprechender
Übung anhand des Klangs eines Biotops feststellen kann, wie hoch dessen
Artenreichtum ist.
Dieser Erkenntnis ist auch „loop30 – der Hör-Raum im Kulturhaus abraxas“
verpflichtet. Ab November 2015 bringt diese Audiogalerie mit wechselnden
Exponaten das Große Foyer des Kulturhauses zum Klingen. Die ersten
Arbeiten, die ab November 2015 über das hauseigene Soundsystem
abgespielt werden, bringen Aufnahmen der Klänge des Interkulturellen
Gartens hinter dem abraxas ins Innere des Hauses, machen sie in einem
neuen Zusammenhang hörbar und sensibilisieren die BesucherInnen somit
für die differenzierte Vielfalt, die auch alltäglichen Geräuschen
innewohnt.
„loop30“ macht seinen BesucherInnen daher ein Hör-Angebot, das sich
grundlegend von der musikalischen Zwangsbeschallung allzu vieler
öffentlicher Räume unterscheidet. Statt dem Publikum musikalisch
triviales und damit im besten Falle ermüdendes Lounge-Gedudel „aufs Ohr
zu drücken“, sind die subtilen Klänge von „loop30“ im Übergangsbereich
von alltäglichem und ästhetisch gestaltetem Klang angesiedelt. Das macht
das Foyer als Zwischenzone zwischen Innen- und Außenraum zum idealen
Präsentationsort und eröffnet den BesucherInnen bei genauem Hinhören
spannende Entdeckungen in einem ansonsten eher funktionalen Durchgangsraum.
Das Kulturhaus abraxas, das in den letzten 20 Jahren einen
einschneidenden Wandel von der Kaserne zum Kulturzentrum erfahren hat,
vereint unter seinem Dach sowohl Galerien für bildende Kunst wie auch
das Medienkunstfestival lab30. Es ist also bereits ein Ort kultureller
Transformationen und Grenzverschiebungen und somit prädestiniert für
einen Hörraum, der unsere einseitige Fixierung aufs Auge „zurechtrückt“.
Das Format „loop30“ ist die erste permanente Audiogalerie in ganz Bayern
und eine von ganz wenigen Einrichtungen ihrer Art im gesamten
deutschsprachigen Raum. Künftig sollen regelmäßig neue Arbeiten von
international bekannten KünstlerInnen nach Augsburg geholt werden.
Aufgrund dieser günstigen Ausgangssituation kann sich „loop30“ zu einer
kulturellen Instanz mit regionaler und bundesweiter Strahlkraft entwickeln.
Call for works:
Die Arbeiten, die bei „loop30“ während künftiger Ausstellungen in
Endlosschleife (englisch „loop“) laufen werden, sollen sich nicht
aufdrängen, sondern auch leise, dezent oder sogar an der
Wahrnehmungsschwelle funktionieren. Da sie für einen Durchgangsraum
konzipiert sind, der an eine Galerie ebenso anschließt wie an eine
Kneipe mit gelegentlicher Livemusik, sollten sie sich auch bei kurzer
Verweildauer erschließen. Dramaturgische, tonale oder harmonische
Strukturen, die durch einstreuende Musik aus dem Nebenraum zerstört oder
zur Kakophonie vermengt werden, sind für „loop30“ ungeeignet.
Thematisch sind den Arbeiten keine Grenzen gesetzt. Jedoch wird das
Kulturzentrum abraxas geprägt von seiner Geschichte und seiner
vielfältigen Nutzung. Direkt an das Foyer angrenzend befinden sich eine
Kunstgalerie und eine Kneipe, auch Künstlerateliers und Musikübungsräume
sind im Haus untergebracht. Arbeiten, die einen dieser Aspekte in
irgendeiner Weise aufgreifen, sind im Zweifelsfall von besonderem
kuratorischem Interesse.
Konzepte für Installationen, die diesen Vorgaben entsprechen, können
jederzeit an
gerald(dot)fiebig(at)augsburg.de
eingereicht werden. Aus den eingehenden Vorschlägen wird eine bestimmte
Zahl an Arbeiten pro Jahr ausgewählt. Produktion und Aufführungsrechte
werden mit einer einmaligen Pauschale von 100 Euro abgegolten. Damit
erhält das Kulturhaus abraxas auch das Recht, die Stücke oder Auszüge
daraus zeitlich unbegrenzt online oder in Form einer Hörstation mit
Kopfhörern zu präsentieren. Die fertigen Stücke können bis zu 74 Minuten
lang sein und als WAV-Datei in CD-Qualität (16 Bit/44.100 kHz)
eingereicht werden.
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loop30 – the listening room at the abraxas arts centre
Sound art, sonic art, acoustic art, or audio art – these are only some
of the terms used to categorise the great variety of sound-based art
forms that have been emerging since the middle of the twentieth century.
What they all share is their use of sound as a means of artistic
practice that does more than simply postulate another genre of ‘music.’
Instead, they are aiming at a much wider ‘art of listening.’ In the last
decade and a half, these art forms have come to play an increasingly
significant role in cultural practice. One of the reasons for this is
that now, after centuries with a strong bias in favour of the visual
domain in Western culture, technological and scientific research now
comes to recognise the human sense of hearing as a source of knowledge
in its own right. For example, sonification can be more useful than
visualisation when handling large amounts of data in fields such as
biology or geology.
This ‘acoustic turn’ is making an increasing number of people aware of
how important it is to have an intact sense of hearing when it comes to
decoding the differentiated sounds of our environment. This applies to
our technological environment with its ever-growing number of acoustic
signals, for example in mobile devices, as well as to the natural
environment, where a trained listener can tell the amount of diversity
of species in a given habitat by listening to its sound.
‘loop30 – the listening room at the abraxas arts centre’ is also
indebted to this focus on the practice of hearing/listening. Opened in
November 2015, this audio gallery brings the sound of varying audio
works to the foyer of the community arts centre in Augsburg, Germany.
The offer that ‘loop30’ makes to its visitors is fundamentally different
from the muzak forced on visitors of far too many public spaces.
‘loop30’ does not subject its visitors to trivial and, at the very
least, boring lounge music. Instead, ‘loop30’ presents subtle sounds
that operate in an intermediate zone between everyday sound and
artistically crafted sound. Thus the foyer, itself an intermediate zone
through which people move into various other parts of the building such
as a visual arts gallery or restaurant, is an ideal space for presenting
such work. The installations in the foyer can stimulate the passing
visitor as well as offer surprising discoveries to those who take the
time to listen more closely.
Twenty years ago, the building housing the abraxas arts centre was
converted from military use (it was built as part of a barracks of the
German Wehrmacht in 1936/7 and then used by the US Armed Forces from
1945 to 1994) to civilian use. It is home to both a gallery for
traditional visual art as well as to the cutting-edge media arts
festival lab30. As such, the arts centre has been a place where cultural
transformations are negotiated and borders are shifted. This makes it a
suitable place for a listening room that helps rethink our one-sided
fixation on the visual. ‘loop30’ is the first permanent audio art
gallery in Bavaria, and one of the very few institutions of its kind in
Central Europe.
Call for works:
Works for presentation as loops in future exhibitions at ‘loop30‘ should
be unobtrusive and possibly work at low, subdued volumes, perhaps even
almost subliminally. They will be presented in a passageway with doors
connecting it to both an arts gallery and a bar with occasional live
music. Therefore, visitors should be able to get an idea of the works
even if they are only exposed to them for a short time. Narrative,
tonal, or harmonic structures that can be destroyed or completely
effaced by music occasionally fading in from the adjacent room are not
suitable for ‘loop30.’ There is no given subject matter for the works.
However, works referencing the current uses of the building and/or its
history are of particular interest.
Suggestions of installations based on these parameters can be e-mailed
anytime to gerald(dot)fiebig(at)augsburg(dot)de
From these suggestions, a certain number per year will be selected for
realisation. For the production and performance rights, a fee of 100
euros will be paid. This includes the right to present the pieces or
excerpts online or at a headphone listening station. The final pieces
can be up to 74 minutes in length and can be submitted as a WAV file in
CD quality (16 Bit/44.1 kHz).