Am Samstag, den 24.Juli 2010 fand im Rahmen der
Darmstädter 45. INTERNATIONALEN FERIENKURSE FÜR NEUE MUSIK
ein Konzert der DEGEM statt, in dem
– stellvertretend für die zahlreiche Aktivitäten der DEGEM –
die Tonträger-Produktion der DEGEM präsentiert wurde:
http://tinyurl.com/AtelierElektronikDEGEM
Nachdem sich die ursprüngliche Planung für diese DEGEM-Präsentation
als nicht realsierbar herausgestellt hatte
https://www.degem.de/news/1054-degem-wettbewerb-darmstadt.html
war es dem Vorstand kurzfristig gelungen, ein erfolgreiches Alternativ-
Konzept auf die Darmstädter Bühne zu bringen:
Florian Grote und Andreas Otto nahmen die Aufgabe an, in konzertanter/
performativer Form eine Werkauswahl aus den 12 DEGEM-Produktionen
vorzustellen.
Die 12 DEGEM-Produktionen:
https://www.degem.de/cds-a-dvds.html
Zur Performance von Florian Grote und Andreas Otto (Programmheft-Text
von Michael Harenberg):
Sound of DEGEM
Die Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik präsentiert sich
mit ihrer musikalischen Geschichte, die auf mittlerweile 12 CD-
Veröffentlichungen dokumentiert ist. In diesem sehr heterogenen Archiv
finden sich alle Spielarten elektroakustischer Kunst von der Live-
Elektronik bis zum Remix.
Aus diesem Material ergibt sich im Live-Remix eine neue,
dreiviertelstündige Arbeit aus dokumentarischen Elementen und solchen
des Extended Sampling, vorgetragen und interpretiert von Florian Grote
und Andreas Otto.
Am STEIM in Amsterdam haben die beiden Musiker seit 2005 ein Interface
zwischen Cello und Audiosoftware entwickelt („Fello“), das zu diesem
Anlass in modifizierter Form zum Einsatz kommt. Dabei ist der mit
Sensoren erweiterte Cellobogen das zentrale Performance-Instrument; er
steuert hier jedoch nicht die Klangprozessierung eines Cello-Signals,
sondern den Sound des so collagiert gespielten DEGEM-Archivs.
Im Live-Remix entstehen Variationen, die sich mit bestehenden Werken
verbinden, diese aber gleichzeitig in einem neuen akustischen
Zusammenhang erscheinen lassen. Durch die Live-Steuerung dieser
Elemente im Raum schafft das Duo ein dichtes Geflecht
elektroakustischer Sounds und Strukturen, die zeigen, wie mit
spezifischen Interface-Strategien heute in der elektroakustischen
Musik mit dynamischen Archiven auf eine spielerische Art adäquat
umgegangen werden kann.
Mix und Raumsteuerung: Florian Grote
Fello-Remix: Andreas Otto
Durch das Programm führt Frank Niehusmann.
Zusätzliche Erläuterungen zum Konzertprogramm von Florian Grote und
Anderas Otto:
Das „gespielte DEGEM-Archiv“ setzt sich für uns einerseits zusammen
aus „Plateaus“ – die wir im Live-Remix erreichen, in denen dann die
Werke unbearbeitet stehen, bis der Mix voranschreitet.
Diese Plateaus sind folgende Werke:
1. Andre Bartetzki – L’eco d’Orfeo
https://www.degem.de/cds-a-dvds/orpheus-400.html
2. Johannes S. Sistermanns – XIX MIKADO 2
https://www.degem.de/cds-a-dvds/ausbruch-aufbruch.html
3. Frank Niehusmann – Arbeit
https://www.degem.de/cds-a-dvds/kontinuumbruchlos.html
4. Werner Cee – Cities‘ Drift
https://www.degem.de/cds-a-dvds/kontinuumbruchlos.html
5. Friedhelm Hartmann – Sirenes
https://www.degem.de/cds-a-dvds/leiselaute.html
Im Intro, Outro und als Übergänge zwischen den Werken haben wir
andererseits „Performance-Parts“ eingeplant. Das sind kurze Collagen
aus DEGEM Archiv-Material, die auch das bereits gehörte mitunter
wieder aufgreifen. Andreas Otto spielt mit dem Cellobogen-Interface
„Fello“ in die Luft gestrichene Live-Prozessierungen. An die Stelle,
die sonst sein Cello als Klangerzeuger des Systems einnimmt, tritt der
Sound der DEGEM Collagen. Dieser wird von Florian Grote in DJ-Manier
live gemischt und über das „out of control“ System zusätzlich live
verräumlicht. Insgesamt werden wir in 45 Minuten versuchen, Perlen aus
dem DEGEM-Archiv im außergewöhnlichen Klangraum des „out of control“
Systems exemplarisch zu präsentieren, und dabei das Crossfading –
diesen spannenden Moment der DJ-Praxis – zu betonen, indem wir in den
Übergängen auf zahlreichen Ebenen Parameterverschiebungen live
performen.
Kurzbio Florian Grote:
Florian Grote, Jahrgang 1980, verbindet kreative Programmierung in
Kontexten ästhetischer Strategien mit wissenschaftlicher Tätigkeit im
Feld der Kultursoziologie. Am STEIM in Amsterdam war er an der
Umsetzung von Medienkunst- und experimentellen Instrumenten-Projekten
beteiligt und lehrte dort und an der Leuphana Universität Lüneburg zu
technischen und wissenschaftlichen Themen. Er ist Mitinhaber eines
Designbüros für neue Medieninterfaces und forscht zu aktuellen
Formaten kultureller sozialer Praxis.
http://fgrote.wordpress.com
Kurzbio Andreas Otto:
Andreas Otto, geboren 1980 in Köln, ist Komponist und Performer
elektronischer Musik.
Auf Cello und Schlagzeug ausgebildet, veröffentlicht er seine elektro-
akustischen Produktionen auf internationalen Labels unter dem Namen
„Springintgut“.
Die Möglichkeiten der instrumentalen Performance und Improvisation mit
elektronisch generierten Klängen sind zentraler Gegenstand von Andreas
Ottos Forschungen. Am STEIM Studio in Amsterdam hat er dafür seit 2005
mehrere Stipendien erhalten, um aus einer Kombination aus verstärktem
Cello, Bewegungs-Sensoren und Software sein Instrument „Fello“ zu
entwickeln.
Neben vielseitiger künstlerischer Praxis zwischen Live-
Stummfilmvertonungen, Kompositionsaufträgen für Theater, Tanz und
Film, DJ-Gigs und interaktiven Klanginstallationen forscht und lehrt
er auch im akademischen Bereich über Sound und neue Technologien. Er
schreibt eine Doktorarbeit über das Sensor-Lab des STEIM und hat
Lehraufträge an der Leuphana Universität Lüneburg und der Hochschule
der Künste Bern. Andreas Otto lebt und arbeitet in Hamburg.
http://www.pingipung.de/en/artists/springintgut/
Im Zusammenhang mit diesem DEGEM-Konzert (und der DEGEM-
Mitgliederversammlung am gleichen Tag) gab es mehrere Radio-
Interviews, über die wir sobald möglich separat berichten werden.
Herzliche Grüße aus dem neuen DEGEM-Vorstand!
Frank Niehusmann
https://www.degem.de/impressum.html