[ 24. Februar 2023 ]

DEGEM News – NEWS – ARD „zentralisiert“ Hörspiel und Klangkunst [Harald Muenz]

Von: Harald Muenz via Frank Niehusmann
Datum: 21./24. Februar 2023
Betreff: ARD „zentralisiert“ Hörspiel und Klangkunst

Liebe Kolleg:innen Radio- und Klangkünstler:innen, Akusmatiker:innen und Elektroniker:innen,

die Arbeiten von vielen von uns werden im Öffentlich Rechtlichen Rundfunk (ÖRR) auf Sendeplätzen wie „Hörspiel und Klangkunst“ oder ähnlichem ausgestrahlt.
Darum müssen wir uns nun große Sorgen machen.
Die ARD plant, schon bald so genannte journalistische „Kompetenzzentren“ zu errichten. Erklärtermaßen geht es dabei um „gemeinsame Pool-Lösungen für die Radio-Angebote und die regionalen TV-Programme“.
Das soll „zunächst“ explizit in vier Bereichen passieren: „Hörspiel“, „Gesundheit“, „Klima“, „Verbraucher“.

Quelle: ARD
https://www.ard.de/die-ard/wie-sie-uns-erreichen/ard-pressemeldungen/2023/02-09-ARD-stellt-sich-auf-gesellschaftliche-Herausforderungen-ein-Zukunft-des-Journalismus-gestalten-100/

Habe mich dazu kurz mit einem einschlägigen ARD-Redakteur unterhalten: Mittelfristig könnte es das Zusammenlegen von Redaktionen in nur noch *einer* einzigen ARD-Anstalt bedeuten – mit der Konsequenz von noch weniger Sendeplätzen, weniger Sicht- und Hörbarkeit, weniger kultureller und ästhetischer Vielfalt.

Was bei einem eher globalen Thema wie „Gesundheit“ vielleicht noch angehen mag, kann dann z.B. fürs „Hörspiel“ bedeuten, daß künftig nicht mehr jede Rundfunkanstalt Hörspiele, Radiokunst und Ähnliches produzieren darf/kann/soll.
Natürlich ist die x-te Radioadaption klassischer Literatur oft redundant und könnte auch vom mainstreamigen Hörbuch- und Podcastmarkt abgedeckt werden. Hart treffen wird das aber vor allem die genuinen Rundfunk-Genres wie Ars Acustica oder Autorenproduktionen, für die es außerhalb des ÖRR kaum Förderung und vor allem kaum überregionale Ausstrahlungsmöglichkeiten oder Reichweite gibt.
Private Webpräsenz kann das höchstens ergänzen, nicht aber ersetzen.

Außerdem steht konkret im Raum, daß es künftig natürlich keinesfalls bei „Kompetenzzentren“ für nur vier Bereiche bleiben wird.

Was würde zum Beispiel ein „ARD-Kompetenzzentrum Musik“, das dann in Metropole X ansässig wäre, für die Szenen der anderen Musikstädte und -regionen bedeuten? Was würde es für die unzähligen regionalen Initiativen und Veranstalterinnen heißen, deren Veranstaltungen auch heute manchmal doch immer noch aufgezeichnet und gesendet werden?

Und auch hier wieder: Wie hart wird das insbesondere die „Nischen-Genres“ wie Experimentelle Musik, Klangkunst, etc. treffen?

Laut ARD kümmert sich bereits ab Ende Februar eine interne Gruppe aus 11 Fachleuten um die ganz konkrete *Umsetzung* dieses Plans!
Das finde ich höchst alarmierend.
„Öffentlich“ in „ÖRR“ bedeutet: das sind wir alle! Wir haben Anspruch auf Information und Transparenz, wer was wie plant, wer, was und wo konzentrieren, einsparen oder streichen will. Wir als Öffentlichkeit müssen bereits in den Diskussionsprozeß um unseren Rundfunk einbezogen werden und dürfen nicht erst am Ende vor vollendete Tatsachen gestellt werden.

Euer
Harald Muenz

http://www.haraldmuenz.eu


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