[ 3. September 2011 ]

DONAUESCHINGEN – MITMACHEN interventionen der gnm bei den donaueschinger musiktagen 2011

Von: „Stefan Fricke“
Datum: 2. September 2011 19:20:41 MESZ
Betreff: MITMACHEN interventionen der gnm bei den donaueschinger
musiktagen 2011
Neue Musik wozu
Interventionen bei den Donaueschinger Musiktagen 2011
Veranstaltet von der Gesellschaft für Neue Musik (GNM)

Kurze Plädoyers, knappe Statements, Mini-Manifeste von je drei bis
vier Minuten Dauer für das aktuelle Musikschaffen und für eine
lebendige Neue-Musik-Szene – zu hören von unterschiedlichsten
Zeitgenossen oder von Ihnen selbst formuliert und vorgetragen.
Redezeiten: Samstag und Sonntag, jeweils von 14 bis 15 Uhr
Redeorte: markierte Punkte in der Karlstraße in Donaueschingen (beim
Café Hengstler, gegenüber vom Kulturamt, vor der Linde, vor dem
Rathaus …).

Von Hermann Scherchen (1891-1966), dem Dirigenten und überaus
engagierten Kombattanten für die musikalische Avantgarde, der u.a.
1919 die Neue Musikgesellschaft Berlin gründete und damit die älteste
Institution zur Pflege der Gegenwartsmusik in Deutschland – Schönbergs
Verein für musikalische Privataufführungen konstituierte sich 1918 in
Wien -, stammt eines der emphatischsten Bekenntnisse zur
zeitgenössischen Musik. Er formulierte es 1940, in Zeiten größter
Grausamkeiten, in einem Brief an seine Frau Xiao Shusien:

„[…] mit der zeitgenössischen Musik will die Gegenwart sich
darstellen, erhellen und sich ordnen, während sie zugleich das
Vergangene bestätigt, verschönt oder beurteilt; sie weist aber auch in
die Zukunft, leitet sie ein und lässt sie zur Wirklichkeit werden.
Dies ist die Begründung dafür, warum man sich mit der zeitgenössischen
Musik auseinandersetzen muss, sie durchdringen […], sie verstehen,
kennenlernen, lieben, kämpfen muss, mit ihr, für sie und durch sie.“

Ein anderes Zitat auf dem Weg zur Standortbestimmung der Neuen Musik
ist zehn Jahre älter, es ist auch prominenter, und das nicht nur, weil
es die Fassade der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar ziert.
Ein gewisser Peter Panter publizierte es als einen von etlichen
Schnipseln am 30. Dezember 1930 in der Berliner „Wochenzeitschrift für
Politik, Kunst, Wirtschaft“ Die Weltbühne: „Wegen ungünstiger
Witterung fand die deutsche Revolution in der Musik statt.“ Woran Kurt
Tucholsky, so der Klartextname des Aphoristikers, genau gedacht hat,
ist nicht überliefert. Aber es steht zu vermuten, dass er wohl das in
Auge und Ohr hatte, was zwei Jahrzehnte zuvor schon in den Feuilletons
als „Demokratengeräusche“ gebrandmarkt worden war: die Innovationen
der Zweiten Wiener Schule und anderer, mit den Traditionen brechenden
Komponisten.
Tucholskys Aperçu zitiert Heinz-Klaus Metzger (1932-2009) an zentraler
Stelle in seinem Essay Musik wozu, zunächst als Referat im Juni 1969
bei einer Berliner Studentenversammlung gehalten, in dem er arrivierte
ästhetische Positionen samt deren Potentiale gegen politische
Insuffizienzen ausspielt.

Bei der diesjährigen Ausgabe der Donaueschinger Musiktage, seit 1921
das weltweit älteste Festival für zeitgenössische Musik, greift die
Gesellschaft für Neue Musik, die Deutsche Sektion der 1922 in Salzburg
gegründeten Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM/ISCM),
die von Metzger aufgeworfene Frage (ohne Fragezeichen!) noch einmal in
leicht veränderter Form auf: „Neue Musik wozu“. Denn nicht das
Gefragte ist das Entscheidende, sondern das Gesagte, überdies das
Getane und das künftig zu Tuende.

Stefan Fricke
Für den Vorstand der Gesellschaft für Neue Musik / IGNM – Sektion
Deutschland

wer mitmachen will (ob live oder mit einem text von jemand anderem
vorgetragen) bitte melden, bei stefan fricke
sfricke@hr-online.de

Stefan Fricke

Hessischer Rundfunk
hr2-kultur
Redakteur für Neue Musik /Klangkunst
D-60222 Frankfurt
Tel. 069-1552322
Fax 069-1553272
sfricke@hr-online.de

Neue Musik in hr2-kultur:
– Dienstags
20.05 Uhr „Musikereignis“
22.00 Uhr „Cluster – Kontexte Neuer Musik“
– Samstags
23.05 Uhr „The Artist’s Corner“

Weitere Informationen:
http://www.hr2-kultur.de

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