[ 12. Januar 2011 ]

KÖLN – Nocturne 34: Friedrich Gauwerky, 20.1.2011 Aula der KHM

Von: Martin Rumori
Datum: 11. Januar 2011 21:56:48 MEZ
Betreff: KOELN: Nocturne 34: Friedrich Gauwerky. 20.1.2011 Aula der KHM

Nocturne 34

Das Violoncello in der Auseinandersetzung mit Elektronischen Medien

Donnerstag, 20. Januar 2011, 20 Uhr
Aula der Kunsthochschule für Medien Köln
Filzengraben 2
Köln-Altstadt
Nähe Heumarkt
Eintritt frei

Karlheinz Stockhausen: „Violoncello aus Orchester-Finalisten“ (1995)

Johannes S.Sistermanns: „inter vue“ for Violoncello, CD, Piezo
Membrane und Klangregie (2004/7)

Kaija Saariaho: „Près“ für Violoncello and Electronics (1992)

Brian Ferneyhough: „Time and Motion Study No. II“ for vocalizing
cellist and live electronics (1974-76)

Friedrich Gauwerky, Violoncello
Martin Rumori, Elektronik
Dirk Specht, Elektronik
Franziska Windisch, Klangregie

Friedrich Gauwerky zum Programm der Nocturne 34:

„Die Auseinandersetzung mit anderen Medien ist ein Teil meiner
permanenten Arbeit. In einer von der Elektronischen Revolution der
letzten Jahrzehnte entscheidend geprägten Zeit ist die
Auseinandersetzung mit elektronischen Medien grundsätzlich von
wesentlichem Interesse. Das gilt auch für meine Arbeit als
Musiker. Der Einsatz von solchen Medien in diesem Programm ist von
außerordentlich unterschiedlicher Art.

Während bei dem Werk von Stockhausen die einfachste Form der
Elektronik vorliegt, nämlich vorkomponierte Zuspielmusik, ist das bei
dem Werk von Sistermanns schon anders. Zwar ist auch bei diesem Werk
zu dem Spiel des Cellisten eine Zuspielmusik komponiert, die wird
allerdings nicht über Lautsprecher im Aufführungsraum abgespielt,
sondern mittels eines sogenannten Transducers auf den Korpus des
Instrumentes übertragen, womit dieser quasi als Lautsprecher
fungiert. Somit kommmen Instrumentalspiel und Zuspielmuisk aus
derselben Schallquelle.

Bei dem Werk von Kaija Saariaho gibt es zu dem Spiel des Cellisten
eine Fülle von live-elektronischen Ereignissen: Neben mikrotonaler
Klangverschärfung (Harmonizer) und künstlichem Nachhall (Reverb)
werden im Verlaufe des Werkes ca. 70 Soundfiles eingespielt. Den
Zeitpunkt des Einspielens bestimmt der Solist nach Angaben in der
Partitur mittels eines Fußpedals, das er neben seinem Spiel laufend
selbst zu bedienen hat.

Noch umfangreicher als bei Saariaho sind die elektronischen
Applikationen in dem Werk von Ferneyhough: neben zwei
Zeitverzögerungssystemem von 9 bzw. 14 Sekunden und einem Zuspielband
werden ein Ringmodulator sowie ein Verstärkungssystem eingesetzt, das
der Solist während seines Spiels mittels zweier Fußpedale zu bedienen
hat. Dazu werden von ihm auszuführende Vokalaktionen durch ein
Halsmikrofon verstärkt.

Während bei den drei erstgenannten Werken die musikalische Ästhetik
des Elektronik-Einsatzes eher affirmativ-positivistisch ist, und die
Möglichkeiten der Elektronik zur sinnlichen Klangerweiterung auslotet,
ist die Ästhetik des Ferneyhough-Werkes eher kritisch-negativ: der
Einsatz der Überfülle elektronischer Medien denunziert ästhetisch
jeglichen Fortschrittsoptimismus und demonstriert den Menschen als ein
in diesen Medien gefesseltes Wesen.“

Friedrich Gauwerky wurde in Hamburg geboren. Sein Debüt gab er bereits
im Alter von zwölf Jahren, mit siebzehn erhielt er den Preis des
Philharmonischen Orchesters Hamburg. Er besuchte die Celloklasse von
Siegfried Palm, dessen Assistent er später wurde, und unterrichtete ab
1978 an der Musikhochschule Köln, daneben regelmäßig bei den
Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik. Gauwerky war erster Cellist
des Frankfurter Ensemble Modern und des australischen Elision
Ensemble.

Weltweite Konzerttätigkeit als Solist und Kammermusiker sowie als
Solist mit Sinfonieorchestern, Rundfunk- und Fernsehproduktionen in
Europa, den USA, in Asien und Australien. LP- und CD-Produktionen für
Firmen wie der Deutschen Grammophon Gesellschaft, Ricordi, Edition
M.F. Bauer, ABC Classics und andere. Lehrtätigkeit an verschiedenen
Musikhochschulen, u.a. an der Musikhochschule Köln, der Royal Academy
of Music London, der University of California und der University of
Adelaide.

Gauwerky ist keiner Schule oder Bewegung zuzurechnen. Als freier Geist
kennt er keine nationalen Vorlieben und fühlt sich ebenso heimisch in
England, China, Amerika oder Australien, wie in Köln, wo er lebt. Er
möchte keinesfalls nur in die Schublade „New Complexity“ gesteckt
werden, obgleich er ein meisterhafter Interpret von Werken dieser
Richtung ist. Sein umfangreiches Repertoire umfasst Werke der neuen
und der neuesten Musik, aber auch des Barock, der klassischen und der
romantischen Epoche: Bach, Beethoven, Mendelssohn-Bartholdy sowie
Brahms und Reger.

Nocturne 34 wird gefördert durch das NRW-Kultursekretariat Wuppertal.

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