[ 16. April 2017 ]

NEWS – Unerhörte Musik | Newsletter | 2017 | Nr. 8

Von: Unerhörte Musik
Datum: Fri, 14 Apr 2017
Betreff: Unerhörte Musik | Newsletter | 2017 | Nr. 8

NEWSLETTER 2017 | Nr. 8
18. und 25. April

„You can put 150 marks
on a note
but it still doesn’t give
all the information.“

(Joan La Barbara, interviewed by Kalvos & Damian)

Zwei ungewöhnliche Besetzungen versammeln sich in der „Unerhörten Musik“ in der 2. Aprilhälfte:

Dienstag, 18. April: Die Kombination Sopran – Kontrabass ist selten, aber überaus reizvoll. Verschiedene Projekte führten die Sängerin und Performerin Anna Clementi und den Kontrabassisten Matthias Bauer in den vergangenen 20 Jahren zusammen.
Hier nun das Duo mit viel Raum für Solo unter dem Titel The Long Distance – Musik für Sopran und Kontrabass.
Es erklingen Werke von Charlotte Seither, Brian Ferneyhough, Aldo Brizzi, Matthias Bauer UA, Aldo Clementi, Aziza Sadikowa UA, György Kurtág und Laurie Schwartz UA.

EINFÜHRUNG: 19:45 UHR

Dienstag, 25. April: Das Berliner E-Gitarrenquartett e-werk hat sein Konzert electric attack #2 | stars ’n bells genannt: Vom feinsten Klanggespinst über elektronisch komplett „verfremdete“ Klänge bis hin zu Werken, die mit Anleihen der Rockmusik der 1970-er Jahre arbeiten, wird alles zu hören sein. Mit dem Titel stars ’n bells bezieht sich e-werk auf Kompositionen der Ensemblemitglieder Frédéric L’Épee und Andreas Willers, die Stücke zu diesem Programm beigetragen haben.

Darüber hinaus werden Werke von Eve Beglarian, Victor Coltea, Sidney Corbett, Christoph Funabashi, Elliott Sharp sowie Jacob ter Veldhuis zu hören sein.

Inhalt

Dienstag, 18. April | The Long Distance
Dienstag, 25. April | electric attack #2 | stars’n bells

Dienstag, 18. April 2017 | 20:30 Uhr | The Long Distance

Anna Clementi, Gesang
Matthias Bauer, Kontrabass

Einführung 19:45 Uhr

The long distance – Musik für Sopran und Kontrabass

Charlotte Seither

The long distance from zero to one (2010)
for voice of any range

Das Stück besteht aus wenigen, fest stehenden Klangformeln, die sich zum Teil aneinander annähern oder auf andere Weise verspiegelt sind. Sie stehen als Objekte in der Zeit, bilden zugleich aber auch ein unterirdisches syntaktisches System aus, innerhalb dessen sich Binnenbezüge aufzeigen lassen. Der Rhythmus, die An- bzw. Abwesenheit eines Objektes, ist dabei ebenso „sprechend“ wie die Objektformel selbst. Während Klanglaut, Rhythmus, Form und Struktur genau festgelegt sind, sind Stimmlage und Tonhöhen frei.

Charlotte Seither (* 1965 in Landau / Pfalz) studierte Komposition, Klavier, Musikwissenschaft und Germanistik in Hannover und Berlin. Sie ist eine gefragte Jurorin und Kuratorin in internationalen Gremien. Mit ihren Werken ist sie zu Gast auf internationalen Festivals wie ISCM Weltmusiktage Tongyeong, Gaudeamus Amsterdam, Wien Modern, Biennale Venedig oder IFWM Seoul. 2009 erhielt sie den Rom-Preis für die Deutsche Akademie Villa Massimo. Daneben war sie Stipendiatin der Cité des Arts Paris (1999), des Deutschen Studienzentrums Venedig (1993), der Villa Aurora Los Angeles (2000) und des ArtLab Johannesburg (2015). Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den 1. Preis im Internationalen Kompositionswettbewerb Prager Frühling (1995) und den Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung (2002). Vom Land Niedersachsen wurde sie mit dem Praetorius Musikpreis (2010) ausgezeichnet. Ihr Orchesterstück Language ofLeaving kam in 2013 bei den BBC Proms zur Uraufführung. Charlotte Seither ist Preisträgerin des Deutschen Musikautorenpreises 2014.

Brian Ferneyhough

Trittico per G.S. (1989)
Solo Double Bass

‘Continuous present is one thing, and beginning again and again is another. These are two things. And then there is the use of everything.’ Gertrude Stein, ‘Literature as Composition’. I have always been interested by the degree of correspondence obtaining between laws of form pertaining to different vehicles of creative expression. This brief work for solo double bass is based on a short extract from a lecture by Gertrude Stein on literary composition, and takes as its point of departure invariant (cyclic) modes of transformation mapped onto three different types of musical material. In spite of the title, the piece does not consist of three distinct movements but rather the succession and intersection of textures whose density and level of variability are constantly increasing. In Trittico per G.S. I have attempted to make reference to combinatorial and formal devices paralleling, at least in part, those utilised by the poet herself. The piece was commissioned by Stefano Scodanibbio, to whom it is gratefully dedicated.

Ferneyhough studierte zwischen 1961 und 1963 in Birmingham und von 1966 bis 1967 an der Royal Academy of Music in London fort. Weitere Studien erfolgten beiTon de Leeuw in Amsterdam und Klaus Huber an der Musik-Akademie der Stadt Basel. Er lehrte seit 1973 als Dozent und Assistent von Klaus Huber, seit 1978 als Professor an Hochschule für Musik Freiburg, seit 1987 der Universität von San Diego (Kalifornien) und seit 2000 an der Stanford University. „Seine ersten Kompositionen datieren von 1963, aber erst auf dem Festival von Royan setzt er sich als der erfindungsreichste und kraftvollste Komponist seiner Generation durch, die auf jene von Pousseur, Boulez, Stockhausen und Xenakis folgt.“ (von der Weid 2001) Ferneyhough ist bekannt dafür, dass er in seinen Kompositionen an die Interpreten die höchstmöglichen technischen Spielanforderungen stellt. Am 3. Mai 2007 erhielt Ferneyhough den 2007 Ernst von Siemens Musikpreis samt einem Preisgeld von 200.000 Euro.

Aldo Brizzi

Della grande attesa (1982)
für Sopran Solo

Das Fragment “Della grande attesa” gehört zu dem grösseren und bis heute noch nicht aufgeführten Werk “Gestae” (1977-78) für Soli, Chor und Orchester. Die Version für Solo Stimme entstand 1981. Der Text stammt aus “Von der grossen Sehnsucht” (Friedrich Nietzsche: “Also sprach Zarathustra”) in der Übersetzung von Luigi Schiavoni und Laura Mancinelli. Das Stück ist Carlo Cignetti gewidmet.
O meine Seele, jede Sonne goß ich auf dich und jede Nacht und jedes Schweigen und jede Sehnsucht – da wuchsest du mir auf wie ein Weinstock. Ich gab dir alles, und alle meine Hände sind an dich leer geworden – und nun! Nun sagst du mir lächelnd und voll Schwermut: »Wer von uns hat zu danken? Ist Schenken nicht eine Notdurft? Ist Nehmen nicht – Erbarmen?« O meine Seele, ich verstehe das Lächeln deiner Schwermut:
dein Über-Reichtum selber streckt nun sehnende Hände aus!
Deine Fülle blickt über brausende Meere hin und sucht und wartet; die Sehnsucht der Über-Fülle blickt aus deinem lächelnden Augen-Himmel!
Und wahrlich, o meine Seele! Wer sähe dein Lächeln und schmölze nicht vor Tränen?
Und doch sehnt sich, o meine Seele, dein Lächeln nach Tränen und dein zitternder Mund nach Schluchzen.
»Ist alles Weinen nicht ein Klagen? Und alles Klagen nicht ein Anklagen?«
Also redest du zu dir selber, und darum willst du, o meine Seele, lieber lächeln, als dein Leid ausschütten.
Aber willst du nicht weinen, so wirst du singen müssen, o meine Seele!
– singen, bis alle Meere still werden, daß sie deiner Sehnsucht zuhorchen,
– schon glühst du und träumst, schon trinkst du durstig an allen tiefen klingenden Trost-Brunnen, schon ruht deine Schwermut in der Seligkeit zukünftiger Gesänge!
O meine Seele, nun gab ich dir alles und auch mein letztes, und alle meine Hände sind an dich leer geworden: – daß ich dich singen hieß, siehe, das war mein letztes!
Daß ich dich singen hieß, sprich nun, sprich: wer von uns hat jetzt – zu danken? – Besser aber noch: singe mir, singe, o meine Seele! Und mich laß danken!

He was born in Alessandria, Italy, in 1960. He trained in classical music at the Milan Conservatory, and subsequently worked with Leonard Bernstein, Pierre Boulez, and Sergiu Celibidache. He holds a Laurea Degree from the DAMS Bologna. He has also worked with Giacinto Scelsi who has influenced his artistic direction.
He has composed music for groups and orchestras, including the Strings of the Berlin Philharmonic and the Orchestre philharmonique de Radio France. His awards include the Venezia Opera Prima del Teatro La Fenice (1981), European Year of Music (Biennale di Venezia, Festival d’Automne in Paris, WDR di Cologne/Köln, 1985), Concorso nazionale Franco Evangelisti in Rome/Roma (1986), and the Young Composers‘ Forum in Cologne/Köln (1989). He was director of the Ferienkurse in Darmstadt from 1990 to 1994. In 2000 he jointly produced Cristal, a record by Ala dos Namorados (EMI), which won the Golden Disc award in Portugal. In the late 1990s and throughout the 2000s, Aldo Brizzi has moved into a more experimental direction by fusing different musical traditions and styles. This culminated in the widely acclaimed Brizzi do Brasil record, which won the Trofeu Caymmi in Brazil, come miglior disco dell’anno 2003. In 2005 he collaborated with Alfredo Arias on the musical Mambo Mistico (Théâtre national de Chaillot, Paris), which was awarded the best music/soundtrack prize in the 12th Cérémonie du Souffleur (2004–05). In 2007 he launched the Loving Glance project, experimenting with electronic music and the voice of Reis. He had developed a very characteristic style escaping genre categorization, including trip hop, drum and bass and classical music, combined with Afro-Brazilian sounds like bossa nova and Musica Axé. 2012 saw the première of his multimedia opera Alter in France.

Matthias Bauer

AMA (2017) UA
für 2 Stimmen und Kontrabass

AMA ist mehr ein Spiel als eine Komposition. Die Noten sind Zeichen, welche auf das zu verwendende Material verweisen (Ton, Tongruppe, Glissando, Text, usw.). Das Fortschreiten von Zeichen zu Zeichen wird auf Grund des musikalischen Angebotes durch Impulse der Spieler geregelt. Es ist immer das Material des anderen Spieler mit zu verfolgen und zu berücksichtigen um sinnvolle Impulse zu geben. Die Wahl der Tonhöhe und Tongestaltung ist völlig frei. Hinsichtlich der Texte und Worte gibt es keinerlei Vorgabe, sie kommen unvorbereitet aus dem Augenblick.

Aldo Clementi

Cantilena (1989/90)
für Stimme und Kontrabass

In 1983 David Fanning described Clementi’s style of decelerating canons as „sharing in the widespread post-serial depression of the 1970s“, while in 1988 Paul Griffiths referred to the „Alexandrian simplicity of his solution to the current confusion in music. Clementi himself described his works as „an extremely dense counterpoint, relegating the parts to the shameful role of inaudible, cadaverous micro-organisms”.

Aldo Clementi (*1925 Catania- † 2011 Rom) Clementi studierte von 1938 bis 1946 Klavier bei Giovanna Ferro und beendete seine Pianisten-Ausbildung 1947 an der Accademia Chigiana in Siena bei Pietro Scarpini, wo er auch an der Musikwoche Siena teilnahm. Daneben nahm er Unterricht in Komposition bei Alfredo Sangiorgio (1943–1948) und Goffredo Petrassi(1952–1954). 1954 erlangte er das Kompositionsdiplom am Conservatorio di Santa Cecilia in Rom. Wichtige Einflüsse waren die Begegnung mit Bruno Maderna und die Arbeit am Studio di fonologia musicale von RAI in Mailand (1956-1962). In dieser Zeit besuchte er Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt und 1961/62 Kompositionskurse bei Karlheinz Stockhausen in Köln. Clementi lehrte von 1971 bis 1992 Komposition am Conservatorio Giovanni Battista Martini in Bologna und Musiktheorie an der Universität von Bologna.

Aziza Sadikowa

Brief an Felicia (2017) UA
für Kontrabass

Das Werk ist über traurige und nervöse Gefühle von Kafka, als er diesen Brief an Felicia schreibt.
ªIhr vorvorletzter Brief (nicht Ihre »letzten Briefe«, wie Sie schreiben) hat mich beirrt, das ist gewiß, aber ich wußte nicht, daß es so arg gewesen wäre, wie ich jetzt Ihrem letzten Brief glauben muß. Bin ich wirklich so unsicher ? Und zittert meine versteckteste Ungeduld und die unheilbare Unzufriedenheit in sichtbaren Buchstaben? Und muß ich mir von meinen Briefen sagen lassen, was ich meine ? Wie traurig ist es um mich her und dahinein will ich Sie einbeziehen mit allen Kräften! Ich weiß nicht, ob Sie sich mein Leben richtig vorstellen und daraus meine Empfindlichkeit begreifen, die nervös und immer bereit ist, aber einmal herausgelockt mich zurückläßt wie einen Stein. Ich habe Ihren Brief wohl schon 20 mal gelesen, als ich ihn bekam einige Male ; vor der Schreibmaschine einige Male ; eine Partei saß bei meinem Tisch, ich las Ihren Brief als wäre er gerade gekommen; ich habe ihn auf der Gasse gelesen und jetzt zuhause. Aber ich weiß mir keine Hilfe und fühle mich ohnmächtig. Wenn wir beisammen wären, würde ich schweigen, da wir entfernt sind, muß ich schreiben, ich käme sonst um vor Traurigkeit.«

Bereits fünfjährig erhielt Aziza Sadikova ihren ersten Klavier- und Kompositionsunterricht an der Spezial-Musikschule für besonders Begabte in Ihrer Heimatstadt Taschkent, Usbekistan. Später studierte sie Komposition am Staatlichen Konservatorium Taschkent in der Klasse von Dmitri Yanov-Yanovsky und setzte in weiterer Folge ihre Studien am Birmingham Conservatoire, England (Bachelor of Music)
sowie am Trinity College of Music, England (Master of Music) fort.

Ihre Musik erkundet verschiedene Bereiche der Neuen Musik von unkonventionellen Instrumentaltechniken und Experimenten mit Elementen des Musiktheaters und komplexen Struktur- und Rhythmuskomponenten (“Ein Brief”, “Silberklang”, Oper “Alles über Sally”), wird aber auch beeinflusst durch die expressive und dramatische Dramaturgie der Musik der Romantik (“Untitled” für Chor und Orchester, Cello-Konzert), bis zur Darstellung eleganter Texturen im Stil des Neobarock („Variation“, Kadenzen zu Cellokonzerten von C.Ph.E. Bach). Sie arbeitete mit Musikern aus dem Vereinigten Königreich, den USA, Deutschland, Österreich, den Niederlanden, der Schweiz, Frankreich, Polen, Italien und Japan zusammen. Ihre Musik wurde u.a. auf folgenden Festivals aufgeführt: Wien Modern, Philharmonische Akademie-Konzerte in Hamburg, Young Euro Classics, Kasseler Musiktage, Audi Vorsprung-Festival, Aspekte Salzburg, Randfestspiele, Klangwerkstatt Berlin, Nuova Musica Treviso, Uckermärkische Musikwochen, Sound Source Festival, Southbank Festival London, Theaterformen Braunschweig, Klangzeit Festival Münster, ReMusic Festival S-Petersburg. Aziza Sadikova arbeitet mit den Dirigenten Kent Nagano, Jonathan Stockhammer, Vladimir Jurowski, Max Renne, Elias Grandy, Rüdiger Bohn, Manuel Nawri, Miguel Perez Inesta, Jonas Janulevičius, Johannes X. Schachtner und David Robert Coleman sowie den Autoren Arno Geiger, Jens Schroth und Luke Davies zusammen. Auftragskompositionen schuf sie für Simone Rubino (Percussion), Julian Steckel (Violoncello), Yury Reich (Violine), Thomas Gould (Violine), Natalia Pschenitchnikowa (Sopran) und Konstantin Manaev (Violoncello). Aziza Sadikovas Arbeit wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet darunter der Kunstförderpreis des Brandenburgischen Kulturministeriums und der Europäische Komponistenpreis. BBC World Service stellte sie in der TV-Dokumenation “100 Women” vor. Ihre Musik wurde im BBC Radio, im Deutschlandradio Kultur, im Kulturradio des ORB, im Moskauer TV-Kulturkanal und beim Sender MDR Figaro vorgestellt.

György Kurtág

Einige Sätze aus den Sudelbüchern Georg Christoph Lichtenbergs op. 37a für Sopran und Kontrabass (1999)
für Sopran und Kontrabass

The polymath, naturalist and aesthetician Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) is an interesting figure of 18th-century German cultural history. Yet his most important work, his collection of aphorisms, only appeared posthumously. It embraces almost all the themes that concerned the thinkers of the era, often with a satirical tone. Kurtág selected texts from these volumes for his work, which in its original version (op. 37, 1996) was indeed a musical aphorism collection freely assembled by the performer – this version was withdrawn. However, the final form, composed in 1999, cannot be disjoined. It is a unified composition, although the material for the vocal score remained almost unchanged. Some pieces are purely aphoristic snapshots, yet by means of virtuoso double bass accompaniment, notwithstanding their brevity, are movements of great format. Thus the work can be placed beside Kurtág’s major vocal cycles: it is akin to his Kafka Fragments, op. 24 and Attila József Fragments, op. 20 series, but is perhaps closest to Eszká-emlékzaj (Remembrance Noise), op. 12 duo for soprano and violin. Despite the short movements, the form is not fragmentary: the building blocks of the individual pieces of the closed unity within the cycle, even if in character they are different, in this respect echo the shaping principles of the early instrumental pieces (op. 1-5) in Kurtág’s oeuvre.

György Kurtág siedelte 1946 nach Budapest über und studierte an der Franz-Liszt-Akademie Komposition bei Sándor Veress und Ferenc Farkas, Klavier bei Pál Kadosa und Kammermusik bei Leó Weiner. Von 1957 bis 1958 hielt er sich ein Jahr in Paris auf, wo er Kompositionskurse bei Darius Milhaud und Olivier Messiaenbesuchte. Für seine kompositorische Entwicklung wurde aber während dieses Studienjahres die Begegnung mit der Psychologin Marianne Stein von entscheidender Bedeutung. Als Gast des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) lebte er 1971 ein Jahr in Berlin. 1973 erhielt er den Kossuth-Preis des Staates Ungarn. 1993 lud ihn das Wissenschaftskolleg zu Berlin für zwei Jahre als „Composer in residence“ der Berliner Philharmoniker ein. Es folgten ein- und zweijährige Aufenthalte in Wien (1995), Den Haag (1996) und Paris (1999). Im Jahr 1998 erhielt er den renommierten Preis der Ernst von Siemens Musikstiftung, 2001 denFriedrich-Hölderlin-Preis der Universitätsstadt Tübingen und 2009 den Goldenen Löwen der Biennale von Venedig(1) für sein Lebenswerk im Rahmen des 53. Internationalen Festivals für zeitgenössische Musik. 2001 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.
György Kurtág gilt heute neben György Ligeti als der bedeutendste ungarische Komponist nach 1945. Während Ligeti aber Ungarn nach dem Aufstand 1956 verließ und in Westeuropa schnell zu einem gefeierten Komponisten wurde, blieb Kurtág zunächst in Budapest und unterrichtete 1967 bis 1993 an der dortigen Franz-Liszt-Musikakademie Klavier und Kammermusik. So blieb er lange als Komponist nur ein „Geheimtipp“ unter Eingeweihten. Erst Mitte der 1970er Jahre begann seine Musik umfassender in Westeuropa bekannt zu werden. Heute werden seine Werke weltweit aufgeführt und liegen in diversen CD-Aufnahmen vor.
Die Musik Kurtágs ist geprägt von einer ähnlichen Verdichtung musikalischer Texturen, wie es für die Musik von Anton Webern kennzeichnend ist. Aber anders als bei Webern ist Kurtágs Sprache dabei spielerischer und assoziativer. Dennoch ist sie in ihrer oftmals radikalen Beschränkung und Konzentration durchdrungen von Erkenntnis und Vergeistigung, die bei Kurtág mit einem hohen Grad an Selbstzweifeln und einer überaus selbstkritischen Haltung einhergehen.
Bemerkenswert sind diverse, mehr oder weniger versteckte und verschlüsselte Verweise in seinen Werken, so etwa in den Opuszahlen oder Titeln, beispielsweise mit op. 27 „…quasi una fantasia …“ an Beethoven oder mit op. 28 „Officium breve“ an Weberns Streichquartett mit gleicher Opuszahl. Zudem gibt es kompositorische Anspielungen in den zahllosen Widmungsstücken des Work in progress Játékok.Auf Einladung von Walter Fink war György Kurtág 2004 der 14. Komponist im jährlichen Komponistenporträt des Rheingau Musik Festival. Er spielte unter anderem mit seiner Ehefrau Marta Kurtág aus Játékok.

Laurie Schwartz

Outtakes from the Baroness Files. No. 5: The fountain (2017) UA
for amplified voice, singing bass player, audio samples, and video,

Number five in the seemingly never-ending saga of the Baroness Else von Freytag-Loringhoven, one of the more eccentric personalities to emerge from the short period which would later come to be known as New York Dada, almost exactly 100 years ago. This particular outtake concerns the thing about the fountain. The work was created especially for Matthias Bauer and Anna Clementi.

Laurie Schwartz, geboren in Northampton, Massachusetts (USA), lebt seit Anfang der 80er Jahre in Europa, zuerst in Berlin, dann auch in Italien. Neben ihre kompositorischen Aktivitäten, ist sie auch als Autorin und Produzentin für den Rundfunk sowie Online tätig und Initiatoren und Kuratorin der Veranstaltungsreiheitinerant interludes die „pop-up“ Performances zeitgenössischer Musik bei Austellungseröffnungen in Berliner Galerien präsentiert. Ihre Musik ist auf CD bei Academy, Esopus, Edition Zeitklang, Cantate-Musicaphon und Zeitkratzer erschienen. Sie ist eine Hälfte des Schockduos Deviant Divas. http://www.soundcloud.com/lauranera

Anna Clementi hat in Rom Flöte, Schauspiel und Gesang studiert, bevor sie 1986 an die Hochschule der Künste in Berlin wechselte, wo sie dem Komponisten Dieter Schnebel begegnete. Seitdem arbeitet sie oft mit dem von Schnebel gegründeten Ensemble Die Maulwerker zusammen. Das Repertoire von Anna Clementi reicht von zeitgenössischen akustischen Werken über Musiktheater bis hin zu elektroakustischer und Club-Musik. Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit stellt das Werk von John Cage dar, weil es ihr die Möglichkeit gebe, das Verhältnis zwischen Gesang, Wort, Gestik und Theater immer wieder neu zu erforschen, so die Künstlerin. Anna Clementi versteht sich als Schauspielerin der Stimme, mit der sie virtuos spielt und der sie neuartige Klänge entlockt.

Matthias Bauer. Neben seinem eigenen Solo-Programmen für Kontrabass und Stimme gibt er zahlreiche Konzerte mit Musikern der freien Improvisations-Szene. Als Interpret arbeitete er u.a. mit dem Ensemble unitedberlin, Ensemble mosaik, musikFabrik, Ensemble Junge Musik, Asian Art Ensemble. Er spielte auf Festivals wie MaerzMusik Berlin, musica viva München, Ultima Oslo, Biennale Venedig, Nuova Consonanza Rom, Donaueschinger Musiktage, Wien Modern, Festival Angelica Bologna/Italien. Er realisierte Bühnenmusiken und Konzepte für improvisierende Musiker. Seine Kompositionen wurden zu den Randspielen Zepernick, den Rheinsberger Tagen für Neue Musik, dem Festival Intersonanzen/Potsdam, der Klangwerkstatt/Berlin, dem Ryogoku art Festival/ Tokio und in der Reihe Unerhörte Musik/Berlin uraufgeführt. Im Jahr 2012 erhielt er das Kompositionsstipendium des Senates von Berlin.
Dienstag, 25. April 2017 | 20:30 Uhr | electric attack #2 | stars ’n bells

e – w e r k

Jörgen Brilling
Frédéric l’Épée
Erich Schachtner
Andreas Willers, E-Gitarren

electric attack #2 | stars ’n bells

Eve Beglarian

The Garden of Cyrus (1984/86)
für E-Gitarrenquartett

According to the Los Angeles Times, composer and performer Eve Beglarian “is a humane, idealistic rebel and a musical sensualist.” She has been awarded the 2015 Robert Rauschenberg Prize from the Foundation for Contemporary Arts for her “innovation, risk-taking, and experimentation.”

Beglarian’s chamber, choral, and orchestral music has been commissioned and widely performed by famous ensembles and orchestras like the American Composers Orchestra, the Bang on a Can All-Stars and others. As a composer of music theater works she has collaborated with designated choreographers visual and video artists.

“My electronic piece The Garden of Cyrus (1984-86) was the first big piece I wrote after I finished school. It embodies the decussation by being totally rigidly serial, with algorithmic structures defining every pitch and rhythmic event, but I simultaneously tried to make the processes organic and available to the listener, as classic minimalism does. My goal was to wrestle the crunchy techniques of old-school modernism into something I could use, something I could love. The version for electric guitar quartet is the last movement of electronic version of The Garden of Cyrus. It’s a four-part canon in twelve sections, where each player does faster and faster repeated notes in each section until finally s/he falls into sustained notes.” Eve Beglarian

Elliott Sharp

Akheron (2014)
für E-Gitarrenquartett DE

Elliott Sharp, in New Yorker lebender Komponist, Perfomer, Produzent und Multiinstrumentalist, leitet seit Jahren diverse Ensembles, darunter SysOrk, Orchestra Carbon und Tectonics. Er komponierte u.a. für das Ensemble Modern, das Radio-Sinfonieorchester Frankfurt sowie das JACK Quartet.

Seine Werke wurde auf zahlreichen Festivals (u.a. Saalfelden, Willisau, New Music Stockholm, Donaueschingen, Darmstadt, Tomorrow Shenzhen und Au Printemps) aufgeführt. 2014 erhielt er das Guggenheim-Stipendium und 2015 das Stipendium Berlin Prize der American Academy in Berlin. Während seiner Zeit als Fellow an der American Academy in Berlin sind Mitglieder von e-werk bzgl. einer Kooperation mit Elliott Sharp in Kontakt getreten und erhielten von ihm mehrere Werke zur Bearbeitung und Aufführung für und mit E-Gitarrenquartett.

In der griechischen Mythologie sowie in Dantes Göttlicher Komödie ist er Acheron einer der fünf Flüsse der Unterwelt. Er gilt – neben der Styx – als Totenfluss, über den Charon mit seiner Fähre die toten Seelen in den Hades gebracht hat.
“Akheron (2014) was composed for the JACK string and premiered at The Stone in NYC in April 2014. The piece is dedicated to friends and relatives recently passed. It is through-composed and never rises above a mezzo forte in dynamics”. Elliott Sharp

Frédéric L’Épée

Crimes (2001)
für E-Gitarre solo

Frédéric L’Épée is a new music composer, a rock guitarist and a music teacher. He studied composition, orchestration, harmony and counterpoint at Nice Conservatory, and was awarded 1st price of composition in 1988. As a new music composer, his main concern is about opening boundaries between „popular“ and „classic contemporary“ music.

“Crimes (2001) is the third of my six panels composition Arco for solo electric guitar and electronic devices. Arco is a piece about war, its forerunners, negotiations, crimes, deny, justification and mourning. The whole composition – almost entirely played with E-Bow – has been premiered 2009 in Mouans-Sartoux, south of France.” Frédéric L’Épée

Sidney Corbett

Malik (2015)
für E-Gitarrenquartett

Sidney Corbett studierte Musik und Philosophie an der University of California, San Diego, der Yale University, wo er 1989 promovierte, sowie 1985 bis 1988 an der Hamburger Musikhochschule bei György Ligeti. Seine Werke, die Bühnen-, Orchester-, Instrumental-, Solo- und Vokalliteratur umfassen, erhielten zahlreiche Preise und Auszeichnungen im In- und Ausland und werden weltweit aufgeführt. Seit 2006 ist Corbett Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Mannheim sowie Leiter des dortigen Forums für Neue Musik.

Corbett, ein Künstler der abseits des Mainstreams der Neuen Musik seine eigenständige und nicht weniger explizit zeitgenössische Position vertritt, war auch als Gitarrist in verschiedenen improvisierenden Formationen tätig und darüber hinaus Mitglied der Berliner Techno-House Band „Vierte Heimat“.

„Im Koran ist Malik der Name des Engels, der das Höllenfeuer bewacht und den flehenden Geistern den Ausgang auf ewig versperrt. Mein Werk ist aber kein islamisches Gebet sondern eine Art Reflektion über unsere Gegenwart. Mir scheint, dass es in unserer Zeit mächtige Wächter gibt, die alles tun, um unseren Weg zu uns selbst zu finden zu versperren. In meinem Stück denke ich über die Stimmen der Flehenden nach“. Sidney Corbett

Malik (2015) entstand als Auftragskomposition für e-werk und wurde im Rahmen der Klangwerkstatt Berlin 2015 durch das Ensemble uraufgeführt.

Andreas Willers

Drowning Migrant (2008)
für E-Gitarre solo

Andreas Willers arbeitet als Komponist hauptsächlich mit den Tonsprachen von Neuer Musik und zeitgenössischem Jazz. Darüber hinaus ist seinen Werken eine deutliche Orientierung an klar definierten Klangvorstellungen und authentischer, emotional-direkter Tonbildung am Instrument zu eigen, selbst wenn sie weit in das Feld der nicht-idiomatischen, abstrakten und damit absoluten Musik vordringen. Neben Kompositionen für seine eigenen Ensembles sowie für e-werk hat er u.a Werke für das Jazz Baltica Ensemble, die NDR Bigband und das Boreas Ensemble geschrieben.

Drowning Migrant (2008) für E-Gitarre solo
„Migration der Welten. Einige Jahre vor der aktuell allgegenwärtigen Debatte ließ mich der Gedanke an ertrinkende Flüchtende einen hochartifiziellen, aber nicht-destruktiven E-Gitarrenklang assoziieren, den ich mit extremen zeitverschiebenden Digitaleffektalgorithmen (hauptsächlich Hall und parallele Delays) umzusetzen versuchte. Diesen von mir nach Terry Riley ‚Time Lag Accumulator 21‘ benannten Aufbau habe ich später für Konzerte verkleinern können. Die Partitur enthält Elemente von barocken Linien, impressionistischer Harmonik und stark verzerrten Gitarrenklängen.“ Andreas Willers

Jacob ter Veldhuis

Postnuclear Winterscenario No. 2 (1991/93)
für E-Gitarre solo

Dutch ‘avant pop’ composer Jacob Ter Veldhuis started as a rock musician and studied composition and electronic music at the Groningen Conservatoire. He was awarded the Composition Prize of the Netherlands in 1980 and became a full time composer who soon made a name for himself with melodious compositions, straight from the heart and with great effect. ‘I pepper my music with sugar,’ he says. The press called him the ‘Andy Warhol of new music’ and his ‘coming-out’ as a composer of ultra-tonal, mellifluous music reached its climax with the video oratorio Paradiso, based on Dante’s Divina Commedia.

Postnuclear Winterscenario No.2 (1991/1993)
“On January 23 1991, shortly after the Gulf War broke out, I felt speechless and unable to compose. In the media, meteorologists predicted apocalyptic consequences for the climate and the environment, similar to the effects of a nuclear war. They called it a ‘post nuclear winterscenario’. I decided to express my speechlessness in music. … It is perhaps the simplest music I ever wrote. Musical material was reduced to a minimum. The ‚melody‘ consists of one single note, that is looped together with its harmonic accompaniment of just four different notes. There are no real rhythmic, melodic or harmonic developments. The main way of expression is in the repetition and the delivery. Soon musicians asked me to arrange other ’scenarios’, based on the first one (for piano solo). … Each scenario is different, but they all have the same mood in common: speechlessness about war and devastation.” Jacob Ter Veldhuis

Christoph Funabashi

Toccata (2015)
für E-Gitarrenquartett UA

Christoph Funabashi studierte an der Hochschule der Künste Arnheim und der niederländischen Messiaen Akademie klassische Gitarre, Popularmusik und Komposition, wobei sein Interesse auch immer den Klangwelten der Neuen Musik sowie der „schrägen“ Rockgitarre galt. Er schreibt primär Kammermusik – häufig in Verbindung mit theatralen Elementen – und entwickelte mit dem garagenoper kollektiv interdisziplinäre Arbeiten, die sich zwischen Neuer Musik, zeitgenössischem Jazz und Tanztheater bewegen.

„In meiner Toccata (2015) werden die Klänge fast ausschließlich mit einer Stimmgabel auf den Gitarrensaiten erzeugt. Wie der Titel verrät, geschieht dies hauptsächlich durch Schlagen, aber auch Aufsetzen, Abziehen und Gleiten – eine Technik, die ich selber häufig in der Improvisation verwende und die hier im vierstimmigen Satz verarbeitet wird. Die vollstimmigen Akkorde der einzelnen Gitarrenstimmen verdichten sich dabei zu Polychords und Clustern.“ Christoph Funabashi

Victor Coltea

aus: Sketches of an electric time travel (2012)
für E-Gitarre solo

The machine and the beginning of the journey
The 70´…
Somewhere in the beginning of the electrics
Into a Wormhole

Sketches of an electric time travel (2012) umfasst elf Sätze, die auch einzeln oder in einem kleineren Zyklus aufgeführt werden können. Die Sätze zwei bis elf stehen alle in Verbindung mit einem Gitarristen einer jeweiligen Epoche, wohingegen der erste Satz, The Machine and the beginning of a journey als Einleitung und Start der Zeitreise gedacht ist. Mit The 70s bezieht sich Coltea auf John McLaughlins Gitarrensolo, das dieser in Miles Davis´ Stück Gemini spielt. Somewhere in the beginning of the electrics basiert auf Charlie Christians Gitarrensolo auf der Aufnahme des Stückes Flying Home mit dem Benny Goodman Sextet. Der komplette Zyklus entstand während eines Projektes mit Studierenden der Kompositionsklasse von F. Schwenk an der HfMT Hamburg auf Anregung von Erich Schachtner.

Seinen ersten Instrumentalunterricht erhielt der rumänische Gitarrist und Komponist Victor-Alexandru Coltea von seinem Vater Vasile Coltea. Er studierte Komposition bei Dieter Ammann, Dan Dediu und Fredrik Schwenk und war Preisträger bei den Kompositionswettbewerbe Stefan Niculescu sowie George Enescu. Seine Werke wurden u.a. vom Ensemble Phoenix, dem Ensemble Sargo und dem Luzern Sinfonierochester aufgeführt.

Andreas Willers

SternA (2017)
für E-Gitarrenquartett UA

„SternA (2017) besteht aus der Adaption von Elementen der Komposition ‚Haufen a – h‘ aus dem Jahr 2009 in drei Teilen. Die für das Werk typischen mikrotonalen Reibungen und Glissandi werden mit Slides/Bottlenecks und E-Bows erzeugt, mit denen sich auf Saiteninstrumenten theoretisch endlose Töne erzeugen lassen. Die einfache dreiteilige Form des Werkes beruht auf dem Urprinzip von Spannungsaufbau und -ausleitung.“ Andreas Willers

Frédéric L’Épée

Étude Campanologique No. 3 (2015)
für E-Gitarrenquartett

“The Campanology is the art of bells; how they ring, how they are played, but also how they are crafted. It can refer to church bells, carillons, gamelans or chimes. As a new-music composer and rock guitarist, I’ve always been interested in ringing sounds and interpolating melodies, like in the Indonesian gamelan, being also fascinated by music from Eastern Asia. I have therefore developed some of these techniques with my rock bands, and in some of my new music works. Etude Campanologique n°3 (2015) für vier E-Gitarren is one of these researches on bell sounds applied to electric guitar by developing an unusual mode of play, almost without plucking strings. Here the matter is not to imitate the sound of bells, but more to work with their frequencies, making them collide, spreading or stretching them.” Frédéric L’Épée

e – w e r k , ein E-Gitarrenensemble in variabler Besetzung von 2 bis x Musikern, wurde 2012 von Jörgen Brilling gegründet, um M4c3#4 des Hamburger Komponisten Ferdinand Försch uraufzuführen.
e – w e r k vereint Musikerpersönlichkeiten, die alle auf eine langjährige Bühnenerfahrung zurückblicken können und in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren in den unterschiedlichsten Ensembles, Bands und Orchestern sowie als Solisten national und international aufgetreten sind. Aktuell gehören dem Ensemble die Gründungsmitglieder Jörgen Brilling und Frédéric L’Épée an sowie Erich Schachtner (seit 2014) und Andreas Willers (seit 2016).
Stiltisch bewegt sich e – w e r k zwischen Serialismus, Aleatorik, Improvisation, Soundcollage, Minimalismus, klassischer Moderne und Mikrotonalität aber auch rockbeeinflusster zeitgenössischer Musik wie sie durch Fred Frith, René Lussier, Frank Zappa u. a. geprägt wurde.

Jörgen Brilling studierte Gitarre, Musikwissenschaften und Kunst-geschichte (Schwerpunkte: Neue Musik, zeitgenössische Kunst) in Hamburg, Alicante und Moskau und war Finalist im International Scandinavian Guitar Competition sowie beim Internationalen Gitarren-wettbewerb Frechen. Die bedeutendsten Einflüsse für seine gitarristische und künstlerische Entwicklung erhielt er von Wulfin Lieske und Alexander Frauchi sowie durch das Oeuvre von Fred Frith und Frank Zappa. Bereits als Student wirkte er an Ur- und Erstaufführungen mit (Zusammenarbeit u.a mit Hamburger Symphoniker, Hamburger Camerata, L’ART POUR L’ART, Modern Art Ensemble, ensemble mosaik) und war über mehrere Jahre Assistent an der Musikhochschule Hamburg. Rundfunk- und CD-Einspielungen (zuletzt Ripples – minimalistic music for multiple guitar(s) und La Fin du Rêve) sowie Uraufführungen von Werken, die auf Anregung des und für das DUO BRILLING&MAHNKEN (Gitarre/Akkordeon) geschrieben wurden, dokumentieren sein umfangreiches Repertoire.

Frédéric L’Epée, Gitarrist und Komponist, begann seine musikalische Karriere in Progressive Rock Bands. 1974 gründete er die Band Shylock, mit der er zwei LPs bei CBS veröffentlichte. Beeinflusst durch die Musik Steve Reichs, formierte er 1987 die E-Gitarrenband Philharmonie, für die er kontrapunktische Techniken entwickelte und mit der er fünf Alben für das Label Cuneiform aufnahm. Im gleichen Jahr erhielt er vom Conservatoire de Nice den 1. Preis beim Kompositionswettbewerb für sein Werk Solaire und gab Masterclasses mit Robert Fripp. 2000 rief er gemeinsam mit dem französischen Gitarristen Serge Pesce Groupement de Libres Improvisateurs ins Leben, in der Musiker der unterschiedlichsten Sparten aufeinander trafen und ausgedehnte freie Gruppenimprovi-sationen spielten. Nach mehreren Jahren als Sologitarrist folgten seine Bands Yang (instrumental rock quartett) und Lobotonics (acoustic rock).

Erich Schachtner, Gitarrist und Komponist, ging nach seinem Gitarren-studium bei Franz Halasz und Eliot Fisk ab 2006 mit Supertramp-Gründungsmitglied Richard Palmer-James auf Tour und performte über 90 mal das Crossover-Programm „BluesMeetsClassical“. Seit 2010 ist er Mitglied im Ensemble der Brüder Kemal & Metin Karaman. Mit diesem auf anatolische Volksmusik und eigene Kompositionen spezialisierten Ensemble gastierte er u.a. in London, Wien, Paris, Zürich und Istanbul. 2012 gründete er mit dem Bariton Robert Rice ein Duo, das sich sowohl dem elisabethanischen Lautenlied als auch dem Gitarrenlied der Deutschen Romantik widmet. Auf Anregung von Erich Schachtner entstanden in Zusammenarbeit mit der Kompositionsklasse von Fredrik Schwenk an der Musikhochschule Hamburg Werke für Gitarre Solo, die er 2012 beim ChillyJazzFestival in Graz uraufführte. Seit 2014 ist er festes Mitglied von e-werk.

Andreas Willers gilt als Ausnahmegitarrist mit einem enormen stilistischen Background und weiten technischen und klanglichen Möglichkeiten, die von sicherem Formgefühl und emotionaler Kraft getragen sind. Er studierte zu Beginn der 80er Jahre E-Gitarre und Komposition in Los Angeles, Hamburg und Banff (Kanada) und hat seit seinem Debüt auf dem Freejazz-Label FMP im Jahre 1981 mit zahlreichen internationalen Größen des Jazz (Paul Bley, David Murray, Mark Dresser, Jim Black, Louis Sclavis, Enrico Rava, Trilok Gurtu, Urs Leimgruber u.v.a.) und der einheimischen Jazz und Improvisationsmusik (Conny & Johannes Bauer, Matthias Schubert, Achim Kaufmann, Axel Dörner, Gebhard Ullmann u.v.a.) sowie als Komponist in verschiedenen Bereichen auch der Neuen Musik gearbeitet und ist auf über 40 Veröffentlichungen unter eigenem Namen oder als Sideman vertreten. Sein musikalisches Schaffen ist stets auf den spontanen persönlichen Ausdruck konzentriert und verbindet eine anspruchsvolle Tonbildung mit der Erdigkeit des Blues.

Willkommen zu zwei ungewöhnlichen, aufregenden Konzerten!

Herzlich grüßen Sie
Martin Daske und Rainer Rubbert

Die Unerhörte Musik wird gefördert
aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa

Alle Veranstaltungen finden im BKA-Theater, Mehringdamm 34, 10961 Berlin, statt. Telefon: 030 – 20 22 007

Eintritt: 13,- / 9,- €
Zehnerkarte: 80,- / 60,- € (übertragbar)