[ 2. Januar 2013 ]

RADIO – 4.1.2013 22:04 RBB Kulturradio

Von: „Thomas Gerwin“
Betreff: Radio-Tipp: 4.1.2013 22:04 RBB Kulturradio
Datum: 2. Januar 2013 12:56:45 MEZ

Fr 04.01.2013 22:04 – 23:00 Uhr >> RBB-Kulturradio
HÖRSPIEL

Die Vorzüge der Dunkelheit
Nach dem gleichnamigen Roman von Ror Wolf

Hörspielbearbeitung: Thomas Gerwin

Durch merkwürdige Welten treibt es den Ich-Erzähler in Ror Wolfs neuestem Roman Die Vorzüge der Dunkelheit. Von einem Moment auf den nächsten wechseln die Räume, Orte und Landschaften. Noch eben in seinem Zimmer, ist er in London, dann flugs in New York oder Chicago. Zwischendurch mal ein Kaffeehaus, ein Bahnhofshotel, wo ihm seltsame Damen und Herren begegnen, schwebend, aus dem Nichts auftauchend. Ganz plötzlich kommt in einer Cafeteria Al Capone vorbei oder in der Wüste von Nevada Max Schmeling. Nichts scheint sicher oder auch nur gewöhnlich auf dieser albtraumhaften, surrealen Reise. Bäume wachsen zum Fenster herein, Tapetentüren tun sich auf und überhaupt: Nie kann man sich sicher sein, nicht im nächsten Augenblick vom Fußboden aufgesogen zu werden.

Der Komponist und Hörspielregisseur Thomas Gerwin hat eine besondere Affinität zu den Romanen Ror Wolfs. Mit seiner Bearbeitung von Die Vorzüge der Dunkelheit hat er nach Die Gewalt des Gesangs in Nevada und Raoul Tranchirers Bemerkungen über die Stille sein drittes Ror-Wolf-Hörspiel inszeniert. Ein wichtiger Part seiner Inszenierung ist auch diesmal die Musik. Man könnte sogar sagen, erst Thomas Gerwin hat die eigene Musikalität in den Romanen Ror Wolfs entdeckt: „Beim Schreiben denkt Wolf immer schon sehr musikalisch. Das Hören ist ein wichtiger Teil seiner Vorstellungswelt, und das kommt mir als Komponist natürlich sehr entgegen. Außerdem scheint für mich diesmal eine neue, abgrundtiefe Melancholie auf, durchsetzt von einer selbstironischen Verzweiflung und einer tiefen, humorvollen Liebe zum Leben und den Menschen. Diese besondere Mischung will ich in meinem Hörspiel mithilfe der akustischen Kunst hörbar machen.“
Für die Musik, die das Albtraumhafte der Szenerie unterstreicht und geradezu zur zweiten Hauptfigur wird, wählte Thomas Gerwin eine besondere Instrumentierung. „Ich wollte eine Kombination finden, die es so noch nicht gab. Trompete, Harfe und Kontrabass treffen nur in großen Orchestern zusammen, dort aber nie als Trio. “

Die eigentliche Hauptfigur ist natürlich der Erzähler, den Thomas Gerwin gleich mit drei Darstellern besetzt. Sie erzählen sich ihre Traumbegebenheiten gegenseitig. Immer kann einer einspringen, wenn es dem anderen zu unheimlich wird. Einen kleinen Part spricht der 80-jährige Autor sogar selbst. „Ich bin nach Mainz gefahren, um Ror Wolf zu besuchen. Da nahm ich ein Aufnahmegerät mit, und Ror Wolf sprach mir die Rolle des Nagelschmitz und die des Al Capone auf Band. “
Juliane Schmidt, kulturradio

Mitwirkende
Er: Michael Mendl
Ich: Matti Krause
Mann/Amerikaner/Jemand/Wobser/Fernfahrer: Stephan Baumecker
Q: Horst Sachtleben
Frau 1: Corinna Kirchhoff
Frau 2: Bettina Kurth
Nagelschmitz/Max Schmeling: Ror Wolf
Harfe: Katharina Hanstedt
Kontrabass: Matthias Bauer
Trompete: Damir Bacikin
Komposition und Regie: Thomas Gerwin
Produktion: WDR / rbb 2012
– Ursendung –

Die Sendung steht im Anschluss an ihre Ausstrahlung noch 7 Tage zum Nachhören zur Verfügung.

inter art project
KlangWelten ad hoc
Internationales Klangkunstfest Berlin
http://www.thomasgerwin.de

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