[ 27. Januar 2011 ]

Rolf Julius 1939 – 2011

Der Klangkünstler Rolf Julius ist am 21.01.2011 in Berlin verstorben.

Rolf Julius gehört zu den Begründern und prominentesten Vertretern der europäischen Klangkunst, in der visuelle und auditive Elemente und Assoziationen in einer intermodalen, die einzelnen Sinne überschreitenden Erfahrung verschmelzen. Seine Klanginstallationen und live-elektronischen Musikperformances wurden weltweit präsentiert (Echigo-Tsumari Triennale, Japan; Neue Nationalgalerie, Berlin; Mattress Factory, Pittsburg; Museum Bochum; Kunsthalle Fridericianum, Kassel; Neues Museum Weserburg, Bremen; Documenta, Kassel).

Für seine Kunst prägte Julius den Begriff der „small music“, in der kleine, zumeist der Natur abgelauschte elektronische Klänge mit einfachen Objekten wie gesiebtem Pigment, japanischen Essschälchen, Pflastersteinen oder kleinen Lautsprechern (ohne Gehäuse) kombiniert werden. Seine Ästhetik der Einfachheit, Weite und Leere war gleichermaßen vom Denken John Cages und dessen experimenteller Musik wie von der Erfahrung japanischen Denkens beeinflusst.

Geboren am 25.01.1939 in Wilhelmshaven, studierte Julius Kunst in Bremen und Berlin (Meisterschüler). Seit den späten 1970er Jahren entstanden Klangobjekte, Installationen, Zeichnungen und zunächst Musikaktionen im Außenraum („Konzert für einen Baum“ 1980, „Berliner Konzertreihe“ 1981/82 mit elektronischer Musik in Stadtbrachen und in der Natur: „Konzert für einen gefrorenen See“, „Musik von einer alten Mauer“, etc.), später Tonbandkompositionen mit Buzzerinstrumenten und anderen elektroakustischen Objekten. Die Titel seiner Installationen und Performances wie „Musik für die Augen“, „Black – Listening to Red“ oder „Musik für den Blick nach draußen“ zeugen von der engen Verbindung von Optischem und Akustischem.

Seine Musik beschreibt Julius mit visuellen oder haptischen Qualitäten: sie sei rot oder grau, erscheine rau, glatt oder korrodiert. Wie der Strich einer Zeichnung haben auch Klänge eine Oberfläche. Manchmal färbe eine Musik, die aus zwei kleinen auf dem Boden liegenden Lautsprechern dringt, einen ganzen Raum. Der Klang fängt dort an, wo die Skulptur aufhört und umgekehrt.

Rolf Julius lebte seit 1980 in Berlin.

1983/84 PS-1 Stipendium, New York
1984 Kunstfonds e.V.
1986 Arbeitsstipendium des Senators für kulturelle Angelegenheiten, Berlin
1991 Japan Foundation Fellowship, Kyoto
1995 Gastprofessur Hochschule für Künste, Bremen
2005 Hannah-Höch-Preis, Berlin

Mitgeteilt von der Ehefrau Nina Julius und der Tochter Maija Julius.

Pressekontakt: Volker Straebel / email@straebel.de / 0177 4553002

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