Subject: Vortrag von Jan St. Werner an der HfK Bremen
Date: Fri, 12 Dec 2014
From: Krause, Lena
Jan St. Werner
Auditive Zerrbilder zwischen Kunst und Wirklichkeit
16. Dezember 2014, 18:00, Konzertsaal
Hochschule für Künste, Dechanatstrasse 13-15, 28195 Bremen
Eine Veranstaltung des Studiengangs Freie Kunst in Kooperation mit dem
Atelier Neue Musik
Das Verhältnis von Klang zu Bild ist gestört. Was man hört, ohne eine
Klangquelle zu erkennen, erscheint oft fremd und irritierend. Stimmige
Repräsentationen akustischer Ereignisse sind notwendig, um stabile
Umgebungen zu erzeugen: Man will und muss wissen, woher etwas auf einen
zukommt, wer einen ruft, was sich draußen auf der Straße abspielt. Die
Hierarchien sind dabei klar: Geräusche dienen zur Orientierung, Sprache
zur Vermittlung, Musik dient dem Genuß. Man erkennt, ordnet zu und macht
sich die Welt kohärent. Löst man den Klang jedoch von seinem Ursprung
und läßt es zu, daß er unsere visuell dominierte Welt nicht nur vertont,
sondern auch eigene Qualitäten entwickelt, dann eröffnen sich neue,
erkenntnisreiche und gestaltbare Möglichkeiten. Das Verständnis von
Klang als Material zeigt eine neue Ebene im Umgang mit unserer Umwelt
und unserer Kultur. In diesem musikalischen Vortrag soll die kurze
Geschichte des Klangs als Material dargestellt werden, die mit der
Loslösung des Tons vom Klangkörper und den Möglichkeiten seiner
Aufzeichnung beginnt. Außerdem sollen das widersprüchliche Verhältnis
von Klang zu Bild und das Potenzial von Klang als künstlerisches
Gestaltungsmittel erörtert werden.
Themenbereiche: Erste Tonaufzeichnungen und Klangmanipulationen,
künstliche Klänge, Musik des 20. Jahrhunderts, Synthesizer, Sampling,
Psychoakustik, akustische Täuschungen, Musik mit / gegen / als Kunst,
soziale und kulturelle Voraussetzungen für neues Hören,
Stimmungssysteme, Mikrotonalität, Synästhesie, Physiognomie des
Hörapparats, Hörschulen, angewandte Musik, Rorschach Audio, Futurismus,
Minimal, Drone, Glitch, Elektroakustik, Digital Noise, Field Recordings,
Tiermusik.
Jan St. Werner, Komponist und Musiker, lebt und arbeitet in Berlin.
Musikprojekte: Neuter River, Noisemashinetapes, Lithops, Black Manual,
Miscontinuum, Mouse on Mars (mit Andi Toma), Microstoria (mit Markus
Popp), Von Südenfed (mit Andi Toma & Mark E Smith). Betreibt das
Paraverse 4 Tonstudio in Berlin. Veröffentlichungsreihe „Fiepblatter
Catatalogue“ auf Thrill Jockey Records, Mouse on Mars „21 AGAIN“ auf
Monkeytown in Kooperation mit Hebbel am Ufer Theater, Berlin.
Mitbegründer von Sonig, Musiklabel für experimentelle, elektronische und
nicht-genrespezifische Musik. 2006-2008 künstlerischer Leiter von STEIM,
Institut für elektronische Musik und Interfacetechnologie, Amsterdam.
Orchesterkonpositionen für das Neue Musik Ensemble Musikfabrik,
Solistenensemble Kaleidoskop, Chicago Symphony Orchestra.
Radiokompostionen für WDR, BR, SWR u.a. Stipendiat des IFREX Instituts,
BERLIN, 2012. Installationen: Kunsthalle Düsseldorf; CUBITT Gallery,
London; ICA, London; Radialsystem V – Berlin; Kunsthaus Muerz,
Österreich; Kunstverein München; Neue Nationalgalerie Berlin;
Cornerhouse Manchester.
Atelier Neue Musik
Hochschule für Künste Bremen
Lena Krause M.A., Geschäftsführung | general manager
Dechanatstr. 13-15
28195 Bremen